Archiv der Kategorie: JottWehs Welt

Eine sechste Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker hat Muskelkater … in der rechten Hand … und bevor jetzt irgendwer auf falsche Gedanken kommen könnte: Es liegt an den Blattläusen. Allfrühlinglich fallen sie über des Paranoikers Rosen her und laben sich an den frischen Trieben und Blüten. Und was macht der Paranoiker? Nun, er möchte kein Gift versprühen, will er doch partout vermeiden, auch noch die letzten verbliebenen Bienen zu vertreiben; dummerweise hat er auch keine Erfahrung mit der Marienkäferzucht (an dieser Stelle schlägt das Rechtschreibkorrekturprogramm (was für ein Wort) ‚Marien-Käferzucht’ vor – aha … falls jemand eine Käfer-züchtende Maria kennt, so melde er sich bitte beim Paranoiker, auf daß dieser sich nicht weiter den Kopf über derartigen Unsinn zerbrechen muß …); also bleibt ihm nur, eine Sprühflasche mit Wasser, ‚Spüli’ und Lavendelöl zu füllen und allabendlich um die Rosen zu kreisen und diese zu benetzen. Warum nur, so fragt er sich, fallen diese grünen kleinen saugenden Quälgeister aber auch immer ausgerechnet über seine Rosen her. Ob es wohl daran liegt, daß es weit und breit die Einzigen sind? Zu gerne würde er die Blattläuse ja mit seinen Nachbarn teilen, aber, nein, keine Rose in Sicht. Und so heißt es eben allabendlich: Sprühen. Und da die dazu benutzte Sprühflasche mitnichten für derartige Dauereinsätze ausgelegt ist, stellt sich obiger Muskelkater ein.

Und um die Krise noch komplett zu machen: Eigentlich ist besagte Sprühflasche vom Paranoiker angeschafft worden, um die Hemden vor dem Bügeln zu benetzen, auf daß sie sich leichter glätten ließen; aber Hemden, die nach Lavendelöl riechen und im Regen das Schäumen anfangen … nee, danke! Also, nicht wundern, wenn der Paranoiker dieses Frühjahr in zerknitterten Hemden begeht …

Die zwölfte Antikrise, oder: zündende Apparate und Ideen …

Der Paranoiker nostalgiert. Seit einigen Wochen ist er stolzer Besitzer einer im Vergleich zu ihm nur unwesentlich jüngeren, also schon ziemlich alten Zündapp … und so mokickt er nun stilecht durch den wunderschönen Frühling und freut sich daran, daß man durchaus mit 30 Kilometern pro Stunde unterwegs sein kann, während es sich anfühlt, als hätte man leicht die doppelte Geschwindigkeit drauf, weil einem der Wind ins natürlich nicht Visier-geschützte Gesicht und unter den Helm bläst und die Maschine unter einem orgelt und fehlzündet.

So ein Moped verrät ja viel über seinen Besitzer. So wurde dem Paranoiker bereits bestätigt, daß seine Vorliebe für so ein zickiges Mädel (immerhin geht der Motor gerne nach ein paar Kilometern einfach mal aus und läßt sich dann nur unwillig bis gar nicht wieder starten) sich ja auch im richtigen Leben widerspiegele – nun, der Paranoiker kann das selbst sicherlich schwieriger beurteilen als ein Außenstehender. Wie dem auch sei: Er genießt es – und freut sich daran, daß sich andere freuen. Denn kaum steht das Moped irgendwo, kommen auch schon Leute und schauen, oder sie winken, während der Paranoiker an ihnen vorbeiknattert (vielleicht versuchen sie auch nur, den Zweitakterdunst weg zu wedeln, wer weiß…), oder aber sie packen Jugenderinnerungen aus (à la ‚mei, des erinnert mi an mei Kreidler…’).

Als der Paranoiker dies vor Kurzem einem Freund gegenüber äußerte (denn mit derartigen Reaktionen hatte er nicht im geringsten gerechnet), meinte dieser lapidar, tja, so käme man eben in Kontakt mit fremden Leuten, über einen Oldtimer oder ein Haustier. Hmm, die Jungs und Jung-Gebliebenen springen auf den Oldtimer an, die Mädels wohl eher auf das Haustier, dies vermutete auch besagter Freund.

Seitdem grübelt der Paranoiker, welches Haustier wohl zu ihm und seiner Zündapp passen könnte …

Eine fünfte Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker ist ziemlich nachdenklich… vorgestern weilte er, der er die Räumlichkeiten einer Buchhandlung immer noch der Zuhauseseite eines gewissen online-Anbieters vorzuziehen vorgibt (mmh, ganz ehrlich: ist ja schon bequem, vom heimischen Sofa aus ein Buch zu bestellen… wobei das Stöbern, Aufnehmen, Anlesen, Zögern, erneut Nehmen, also all jene Verhaltensweisen des begeisterten Bücherwurms in seinem natürlichen Habitat ihren unwiederbringlichen Reiz haben… und so versucht der Paranoiker, den Buchläden treu zu bleiben – und bleibt auch ein vehementer Verfechter der Buchpreisbindung…), mal wieder zwischen den Buchregalen einer selbigen, und registrierte zum ersten Mal bewußt, was ihn schon des Längeren irritiert…

… steht er an der Kasse an, so werden alle Kunden vor ihm ganz normal ‚abkassiert‘, kommt aber er an die Reihe, so ertönt unmittelbar, unabhängig von der Zahl der Druckwerke, die er auf den Tresen ablegt, die Frage: ‚Soll es als Geschenk eingepackt werden?‚.

Krise!!!

Warum wird dem Paranoiker, und anscheinend immer nur ihm, nicht zugetraut, daß er in der der Lage und zudem Willens ist, ein von ihm ausgesuchtes Buch selber zu lesen? Liegt es an dem Genre (siehe hierzu ‚Aus dem Krisennähkästchen, die zweite‚), seinem Auftreten, der Klamottage, seinem Gesichtsausdruck? Oder dringt es ihm aus jeder Pore, daß er erst vor wenigen Stunden wieder ein preisreduziertes Machwerk bei obigem online-Versandhaus bestellt hat, weshalb ihn die kühle Verachtung der KassiererInnen ja mit voller Berechtigung trifft??

Eisern trug er bislang sein Los und knurrte ein knappes ’nein, danke‘ – aber ist das nicht ungeschickt? Wäre es nicht sinnvoller, sich jedes literarische Werk (nochmals ein Lob auf die Krimiliteraturkultur, die vielfach geschmähte!) in buntes Papier einhüllen zu lassen um letzteres dann zu Hause vorsichtig wieder abzunehmen und einer weiterführenden Verpackungsverwendung, beispielsweise zu Verschenkungszwecken, zuzuführen? Zur Not könnte man es schließlich auch nochmals aufbügeln… nun, morgen ist eh Sonntag, da kann der Paranoiker seine Strategie ja nochmals überschlafen… und notfalls ein Buch online bestellen… äh…

Eine vierte Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker ist erstaunt.

Heute erreichte ihn eine elektronische Mitteilung folgenden Inhaltes:

Dieses Jahr erleben wir vier unübliche Daten: 1.1.11, 1.11.11, 11.1.11, 11.11.11.

Der Paranoiker denkt sich: ‚Wow!‘ (eine Wortwahl, die er einer kurzen Begegnung entlehnt, die sich im Laufe der vergangenen Woche ereignete… der Paranoiker mag den persönlichen Bezug, weshalb er auch seiner Bankfiliale treu ergeben ist (da könnte er Geschichten erzählen, könnte er da… vielleicht ein andermal…), ebenso wie seiner Apotheke, seinem Supermarkt (da weiß er wenigstens, wo das Salz steht!… wie oft hat er schon erlebt, daß potentielle Kunden hektisch suchend durch Kamera-überwachte Gänge huschen auf der verzweifelten Suche nach Speisesalz!… aber das ist schon wieder eine andere Geschichte…) und auch seiner Bäckerei – wo er immer brav sein Baguette kauft, was ihm – meist schon mit einem Grinsen – gereicht wird, bevor er den Wunsch nach selbigem artikulieren konnte… Nun wollte er aber vor zwei Tagen lieber eine ‚Sonnenblumensemmel‘ (liebe Landsleute: ein Sonnenblumenweck!), was die Brotfachverkäuferin (sagt man das so?), die die Hand schon in Richtung Regal ausgestreckt hatte, mit einem ‚Wow! Cool!‘ kommentierte! – der Paranoiker fühlte sich schon fast wie ein Revoluzzer!!!!)…äh, genug der Abschweifung…)!

Das ist ja noch verkraftbar, aber was dann kommt….!

Nehme die zwei letzten Ziffern deines Geburtsjahres, füge das Alter dazu, das du heuer erreichen wirst, und das Resultat wird 111 sein – für alle!

Äh, heißt es nicht ’nimm‘?? Egal, der Paranoiker rechnet, und… es stimmt!! Er rechnet mit anderen Geburtsjahren… und es stimmt immer noch!! Erstaunlich!!!

Aber es geht noch weiter…

Das ist das Jahr des Geldes!!! Der kommende Oktober wird 5 Sonntage, 5 Montage und 5 Samstage haben. Das passiert nur alle 823 Jahre. Diese besonderen Jahre haben den Ruf des Reichtums. Ein Sprichwort sagt, wenn du das an acht gute Freunde weiterleitest, wird das Geld innerhalb von vier Tagen erscheinen. So erklärt es das chinesische feng-shui.

Oh jeh, oh jeh… feng-shui… eijeijei… da war doch was, von wegen Kochlöffel zwischen Waschbecken und Herd klemmen, von wegen dem feng-shui, dann geht dat wieder… (Holger, ich hoffe du verzeihst die Anleihe an dein Kabarettprogramm (Interessierte seien verwiesen an ‚Holger Paetz’… den Rest besorgen ‚google‘ und das world-weite web)… wirst du sicher, den du verirrst dich wohl nie auf diese Seite…), und dann das mit dem Geld… Und ‚acht gute Freunde‚… die kriegt der Paranoiker auf dieser Seite und überhaupt doch niemals zusammen…

Und so zerstob der Traum vom leicht verdienten Mammon… da nutzen auch die letzten 823 Jahre nichts…

…von daher eine Kurz(!)-Zwischenkrise…

Die elfte Antikrise, oder: bloß kein Macho sein…

Der Paranoiker hat eine wunderbare Tangonacht hinter sich… und vor einer Woche auch das wunderbare ‚El sonido de las caricias’ Tangotheater in München genossen – beim Vergleich der beiden Veranstaltungen fragt er sich allerdings zum wiederholten Male, wie er es denn schaffen könnte, die nahezu animalische Leidenschaft, die so manch guter Tangotänzer auszustrahlen vermag, ein wenig, ein ganz klein wenig (man will ja nicht vermessen sein) auf sich zu übertragen – liegt das Geheimnis im Machismo? Oder im ausgeprägten Ego (schließlich heißt es ja: ‚Wie begeht ein Argentinier Selbstmord? Er klettert auf sein Ego und springt!’)? Sollte das der Weg sein, zum Ziel zu gelangen?

Glücklicherweise erinnert sich der Paranoiker da eines Artikels, den er kürzlich in der ‚Zeit’ las (Die Zeit Nr. 10, 2011). In selbigem fragt der Autor Dennis Gastmann nämlich treffend: ‚Sind alle Latinos Machos?’. Der Artikel belehrt den Paranoiker, sehr zu seiner Freude, eines Besseren. Der Autor sucht nämlich in Buenos Aires einen Psychologen auf (wieso hat Woody Allen eigentlich noch keinen Film in B.A. gedreht, hat diese Stadt doch angeblich die höchste Psychologendichte weltweit?), der die Frage, wie man denn ein Macho werde, wie folgt beantwortet: ‚Das ist ganz leicht: ignorant sein, kein Sushi essen und nicht kochen.’ Hmm, bis auf das ‚nicht kochen’ ist der Paranoiker noch kein hoffnungsloser Fall… Allerdings wirft er dann augenblicklich den Herd an, als es wie folgt im Text weiter geht… ‚Machos sind Machos’, wird der Psychologe zitiert, ‚weil sie ein Problem mit ihrer Männlichkeit haben. Sie sind schlecht im Bett, können sich nur über Fußball und Frauen unterhalten, lassen sich von vorne bis hinten bedienen und wollen eigentlich zurück zu Mutti.’ Und die Frage ‚Sind denn alle Latinos Machos?’ beantwortet er lapidar mit: ‚Nein, die meisten sind Heulsusen.’

Der Mann scheint ein Genie zu sein. So schnell läßt sich das geschundene Selbstbewußtsein wieder aufbauen. Nun, es bringt den Paranoiker zwar nicht weiter auf seinem Weg zum Latin-Lover-Tango-Tänzer, aber eigentlich kommt es doch sowieso nur darauf an, daß das Tanzen Spaß macht, egal wie es nach außen strahlt, und Frauen stehen doch sowieso eher auf Weicheier…

Oder?

Ähhh…

Hat vielleicht jemand den Namen und die Adresse von diesem Therapeuten in Buenos Aires…? Nein?

Trotzdem: eine Antikrise!

Die zehnte Antikrise, oder: die, äh, Daktik, oder so ähnlich

Der Paranoiker hofft… er hofft, um einen Didaktikkurs herumzukommen… denn alleine die Beschreibung des Kurse treibt ihm den Schweiß auf die gefurchte Stirne, denn: was mag ein Kurs an Erkenntnissen bringen, dessen inhaltliche Wiedergabe bereits einen weiteren Kurs, nämlich in, ja, was eigentlich?, voraussetzte???

Etwas wie ‚die Vermittlung grundlegender didaktischer Theorien und Methoden sowie deren Umsetzung in den individuellen Lehrveranstaltungen‚ ist dem Paranoiker durchaus vermittel- und verständlich machbar, ja, er wäre sogar daran interessiert, näheres zu erfahren, zumal da im ‚Subtext‘ auch noch etwas zu lesen ist von ‚Kommunikation und Gruppendynamik‚, Themen, die ihm, der er ein vehementer Verfechter und Fürsprecher des ‚guten, alten‘ Frontalunterrichts ist (man gebe ihm ein Stück Kreide und eine Schiefertafel, und er wähnt sich im Glück…), relativ fremd sind, beschwören sie doch sogleich Kleingruppenarbeit und Diskursivität herauf, aber: ja, jetzt kommt das große, große ‚aber‘, was meint ‚Ebenso liegt die Förderung des Kompetenzerwerbs bei Zuhörern bzw. Rezipienten zur Erlangung von Hard-Soft-Skills im Fokus dieses Kurses‚…

Zuhörer ist ja noch klar, aber was, bitte schön, ist der Unterschied zwischen Zuhörern und Rezipienten? Sind die einen passiv und die anderen aktiv? Liegt der Unterschied in der Art des Rauschens bzw. Vorbeirauschens des vorgeblich vermittelten Wissens? Oder fehlt dem Paranoiker die pädagogische Grundbildung, um derartige Unterschiede erfassen zu können (es sei an dieser Stelle zugegeben: er hat seine Pädagogikscheine nach kurzer Eruierungsphase des Leer-, äh, Lehrangebotes durch angebliche Anwesenheit in Form von fremdsignierten Listen zum Erwerb des vorgeblichen Sitzscheines erworben (was zuzugeben ihm nicht schwerfällt, da diese Scheine nie eine irgendwie geartete Relevanz erlangten und von daher auf dem Karl-Theodor-von-und-zu-Index ganz, ganz unten rangieren)? Außerdem erhoffte er sich von einem Didaktikkurs auch eine Kompetenzerweiterung bzw -erwerbung des Lehrenden, in deren Folge dann erst die Selbige der Zuhörer (und/oder Rezipienten, oder was auch immer…) stünde! Und was, bitte schön, sind ‚Hard-Soft-Skills‘??? Also, ‚Hard-Skills‘ sind ja normalerweise Dinge, die die fachliche Kompetenz betreffen, während die ’soften Skills‘ eher so Sachen wie soziale Kompetenz, Rethorik, usw. betreffen, ergo müssten ‚Hard-Soft-Skills‘ ja fachlich-kompetent-meßbare-weiche-äh-skills sein, oder?

Der Paranoiker scheitert nicht nur ob der späten Stunde an derartigen Formulierungen… Aufklärung tut Not!!!  Wahrscheinlich fehlen dem Paranoiker alle möglichen ’skills‘, weshalb er eigentlich einen solchen Kurs besuchen müssen sollte, äh, sollen müsste, aber (es gibt ja immer ein solches…):

nichtsdestotrotz eine (erhoffte) Antikrise auf das Ersparen eines selbigen…

 

Die neunte Antikrise, oder: Mondsüchtig?

Der Paranoiker schläft noch schlechter als sonst… und diesmal liegt es nicht am Kaffeepulver, welches er heute wieder verschwenderisch in sich einsog – zumindest nicht alleine. Nein, vielmehr trägt jener Trabant dazu bei, der für gewöhnlich Mond genannt wird und gestern prall und vor allem hell (!!!) am Firmament prangte – eigentlich hätte jede Straßenlaterne ausgeschaltet werden können, und auf den Autobahnen dürften belgische Beleuchtungsverhältnisse geherrscht haben.

Der Paranoiker schnappt sich auf jeden Fall seinen Photoapperat und das Stativ und begab ich in den Licht-durchfluteten Garten. Im Hinterkopf noch die alte Photographenweisheit, daß der Mond nicht länger als 1/30 sek belichtet werden dürfe, da er sonst auf Grund der doch recht schnellen Bewegung unscharf würde, probierte er ein paar Einstellungen lang vor sich hin… um dann erstaunt feststellen zu dürfen, daß der Mond so hell war (von daher auch die obigen drei Ausrufezeichen), daß am Ende bei Blende 8 1/1000 sek reichte… erstaunlich! Nur schade, daß trotz der Nähe des Trabanten die Brennweite des Objektivs dann doch etwas zu klein war… aber für unten stehende Aufnahme reichte es dann doch noch… und die war dem Paranoiker dann doch ein Antikrisengefühl wert!

Die achte Antikrise, oder: Frühling in Sicht?

Der Paranoiker litt in den letzten Tagen und Wochen schwer unter Nebel, Hochnebel, Wolken, Schneemassen… Woche um Woche bewegte er sich in diesem depressiv machenden grau-weißen Waber…

Doch in der nun fast vergangenen Woche tat sich der Himmel auf und die Sonne konnte zeigen, daß sie schon einiges an Kraft hat… was nicht nur den Paranoiker aufblühen ließ…

Eine Antikrise auf den Hauch von Frühling!

Die siebte Antikrise, oder: deutsche Gründlichkeit

Der Paranoiker trägt seinen Namen auch im Urlaub nicht zu unrecht. So beliebt er all die insbesondere für einen Auslandsaufenthalt wichtigen Dokumente wie Reisepass, Personalausweis und Führerschein, die er sonst in seinem gewohnten Biotop eingedenkt seiner geradezu legendären Schusseligkeit gerne zu Hause oder wo auch immer vergessend lässt, in einen Bauchgurt zu packen und unter seinem Hemd zu verstecken. So war das auch vor nunmehr fast zwei Jahren kurz nach der Ankunft in Sardinien. Im Auto wurde es schnell ziemlich warm, der Gurt zwickte und drückte, und so öffnete der Paranoiker den Verschluß, um sich kurzfristig etwas Erleichterung zu verschaffen. Wie das Schicksal (oder die eigene Blödheit) nun so spielt, war der Weg zur Unterkunft alles andere als gut beschildert, und nach einigen Hin-und-her-Verirrungen entschloß sich der Paranoiker, in einem Straßencafé nach dem Weg zu fragen, ohne dabei natürlich an den Gurt zu denken, und so verwundert es denn kaum, daß jener Bauchgurt sich nicht mehr an dem namensgebenden Körperteil des Paranoikers befand, als selbiger im Hotel seinen Ausweis benötigte. Auch die darauf folgende Suche rund um das Café (der Besitzerin des Hotels sei an dieser Stelle ein dickes Lob erteilt, begleitete sie doch mit ihrer hilfreichen Art nicht nur jenen Tag, sondern gleichsam virtuell den gesamten restlichen Urlaub, was ihr denn auch zu dem Spitznamen ‚Santa Renata‘ verhalf – aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte) förderte nichts zu Tage außer Gegenden, in die sich wohl noch nie zuvor ein Tourist verirrt hatte.

Nun ist es kaum die Art des Paranoikers, mit eigener Blödheit zu kokettieren zu wollen, weshalb er wohlweislich auch jene Episode gerne weiter verschwiegen hätte, wenn, ja wenn er nicht dieser Tage in seinem Briefkasten eine etwa zwei mal drei Zentimeter große Visitenkarte gefunden hätte, auf deren Vorderseite nebst Polizeilogo Name, Dienstgrad und Diensstelle eines Beamten prangten, und auf deren Rückseite die handschriftliche Bitte um Rückruf in Sachen des 2009 verlustig gegangen Personalausweises vermerkt war. Der Paranoiker rief natürlich neugierigerweise an und vermutete schon, seine Papiere seien vielleicht wieder aufgetaucht. Aber nein, vielmehr müsse ein Protokoll aufgenommen werden, damit der Personalausweis, man höre und staune, staatsanwaltschaftlich angeordnet zur bundesweiten Fahndung ausgeschrieben werden könne…

Krise!!! Nach fast zwei Jahren!!! Was soll das? Besteht derzeit eine erhöhte Angst, vielleicht sogar dahingehend, daß beispielsweise der Ausweis in die Hand von, sagen wir mal Gaddafi gelangt sein könnte und dieser nun versucht, mit des Paranoikers Ausweis nach Deutschland einzureisen, oder wie, oder was?????

Der Polizeibeamte erwies sich jedenfalls als sehr humorig – die Gemeinde habe den Diebstahl der Papiere erst letzte Woche gemeldet (sic!), aber eigentlich sei es ja auch kein Diebstahl, sondern eine ‚Fundunterschlagung‘ (oh, du geliebtes Amtsdeutsch!), und ob der Paranoiker denn zur ‚Zeugenbefragung‘ mit dem Ziel einer Protokollerstellung vorbeikommen könne – der Paranoiker bemerkte noch scherzhaft, daß seine wegen Terminabsprache herausgegeben Mobilnummer nun ja wohl aktenkundig sei, was besagter humoriger Beamter mit den Worten konterte, es sei nicht zu befürchten, daß der Paranoiker nun mit Werbeanrufen seitens der Polizei überhäuft würde. Der Paranoiker ist noch immer nicht gänzlich überzeugt; prangten nicht noch vor einigen Jahren Parolen auf den Einsatzwagen, die irgendetwas mit ‚Alkohol und Drogen‘ enthielten – nicht, daß ihm da noch telephonische Angebote gemacht werden…

Die Protokollierung dauerte dann etwas mehr als eine halbe Stunde und war durchaus amüsant und klischeehaft stilvoll. Der Paranoiker versuchte kurz zu überschlagen, wieviele Personen wohl wie lang durch diesen Vorgang absorbiert seien (irgendjemand muß das Protokoll noch von Band abtippen, die Formblätter wollen noch gefüllt sein, ein Staatsanwalt muß noch den Stempel auf seine frisch gesetzte Unterschrift drücken, etc.), gab diesen Versuch aber schnell auf, weil er sonst wohl anfangen müsste, zwar nicht an der Gründlichkeit, wohl aber an der Sinnhaftigkeit des deutschen Bürokratismus zu (ver)zweifeln…

Aber: der Paranoiker freute sich, in dem Getriebe einen netten und witzigen Polizeibeamten kennen gelernt zu haben! Daher: eine Antikrise!

Eine dritte Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker ist krank – so eine richtig schöne, fette Erkältung hat ihn erwischt. Nun hütet er keine Mäuse oder Studenten, sondern das Bett und pendelt in der Zwischenzeit zwischen Wasserkocher (Tee) und Sofa (Erschöpfung) hin und her.

Kein Wunder, sind doch seit Wochen fast alle um ihn herum am niesen, husten und röcheln. Mag es gar die Schweinegrippe sein? Schließlich treibt die seit Wochen wieder ihr Unwesen…Als alten Impfversager wundert einen ja irgendwann gar nichts mehr…  Hm, so eine nette kleine Influenza-Pandemie setzt ja immer ein sogenanntes mixing vessel voraus, also bspw. eine Huhn oder Schwein, das von mehreren unterschiedlichen Grippeviren infiziert wird, woraufhin die untereinander munter ihr genetisches Material austauschen und neu kombinieren, um alsbald ein völlig neues, den Immunsystemen dieser Welt unbekanntes Virus generiert zu haben. Moment mal… Kurz wird der Paranoiker zum Paniker: Ob er wohl auch als ein solches mixing vessel fungiert? Braut sich in ihm ein Virus zusammen, das dann um die Welt zieht und Angst und Schrecken verbreitet?

Krise…!

Doch nach dem Griff zum Fieberthermometer ist er wieder beruhigt – erhöhte Temperatur ist ein gutes Zeichen dafür, daß er sich das alles nur einbildet und vor sich hin phantasiert.

Puh, noch mal Glück gehabt…

Eine zweite Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker hat ein neues Telephon – neiiiin, natürlich keines von diesen iShit-Teilen (obwohl, schick sind sie ja schon… da der Paranoiker ja immer ein paar Jahre hinter der technischen Entwicklung hinterherhinkt, wird er sich vielleicht eines Tages auch an einem smart-phone ergötzen können… q.e.d.), sondern ein Funk-Festnetz-Dingsbums (wie auch immer die korrekt heißen mögen). Neulich wurde ihm bei der Erwähnung der geplanten Neuanschaffung noch unterstellt, er habe den Schritt von der Wählscheibe weg noch nicht vollzogen… unglaublich, dabei ist das schon mindestens 5 Jahre her, daß das Nachkriegsmodell nicht mehr in Verwendung ist (und jetzt keine blöden Kommentare à la ‚welchen Krieg meinst du denn jetzt?‘ …).

Also, besagtes Telephon ist da und, nach einigen fruchtlosen Anläufen und dem Studium der Bedienungsanleitung, inzwischen auch betriebsbereit. Aber (es gibt immer ein paranoisches ‚aber‘): was den Paranoiker in die schiere Verzweiflung zu treiben droht, ist die Tatsache, daß – man halte sich fest – im Vergleich zum alten Modell die Rufannahmetaste (also dieses grüne Teil) und die Rufbeendigungstaste (heißt das so korrekt? Gemeint ist das rote Teil… früher hat man einfach den Hörer physikalisch aufgelegt… war einfacher zu beschreiben), daß also diese beiden Knöpfe vertauscht sind (sic!)! Und so sucht sich der Daumen der linken Hand beim Ertönen des Klingelzeichens (was für ein bodenloser Euphemismus für dieses elektronische Geschepper) zielsicher den falschen Knopf, und der Paranoiker wundert sich, daß mal wieder niemand dran ist…

Kriese!!!

Früher kam doch auch keiner auf die Idee, am Hörer Lautsprecher und Mikrophon zu vertauschen…

Na gut, der Paranoiker ist lernfähig… und zur Not gibt es ja immer noch das Wählscheibenmodell…

Die siebte Antikrise, oder: gefühlte Lebensmitte?

Der Paranoiker muß es gestehen: Manchmal ist er lauffaul, insbesondere früh morgens, vor allem im Winter oder bei Regen, und so nutzt er gerne die Möglichkeit, im Innenhof seiner Arbeitsstätte zu parken, anstatt den nicht gerade gemütlichen und zugigen Fußpfad vom Mitarbeiterparkplatz entlang schlappen zu müssen, auch wenn besagter Innenhof eigentlich für ihn überhaupt nicht vorgesehen ist, was denn auch des öfteren einen ansonsten vom Paranoiker geschätzten Kollegen zu entsprechend süffisanten Bemerkungen oder auch emails veranlaßt.

Nun wollte der Paranoiker neulich abends den wohlverdienten Feierabend antreten, da gewahrte er einen Zettel an seiner Windschutzscheibe, der sich als Ausschnitt aus einer Zeitschrift entpuppte (aus welcher, ist dem Paranoiker leider nicht bekannt, und auch Internetrecherchen blieben bislang erfolglos), und der Verdacht liegt nahe, daß besagter Kollege den Ausschnitt dort plazierte (dazu später mehr).

Der Artikel, geschrieben von einem ‚Pseudo Mane’ (eine Namensgebung, die den Paranoiker natürlich gleich erfreute), trägt den wunderbaren Titel ‚Crisis, what crisis?’ und handelt davon, daß die gefühlte Lebensmitte der meisten Menschen bei 18 Jahren liege, weil bis dahin so viel Prägendes passiere (die ganzen ersten Male eben…), und der Autor schlägt vor, die gefühlte Lebensmitte nach hinten zu verschieben, indem man auch in fortgeschrittenerem Alter (also mit 25, 33 oder gar mit 40 Jahren (ja ja, das schreibt der ‚Pseudo Mane‘ wirklich) noch neue Dinge auszuprobieren.

Der Paranoiker war baff, entspricht das doch genau seinem Lebensstil, denn viele Dinge hat er sich wirklich länger aufgehoben als manch anderer, und seine ‚gefühlte Lebensmitte’ kann er (glücklicherweise) bis heute nicht orten.

Als Vorschläge für neue Dinge führt der Autor folgende Dinge auf: eine neue Sprache (lernt der Paranoiker gerade!), ein neuer Job (wer weiß, ist unter Umständen in absehbarer Zeit unumgänglich), eine neue ‚Gewichtsklasse’ (der Paranoiker hat es geschafft, über und trotz Weihnachten vier Kilo abzunehmen!) oder ‚einfach mal nur woanders das Auto parken’ – und das war der Punkt, zumal dieser Satzabschnitt auch noch gelb markiert war, an dem in dem Paranoiker der Verdacht keimte, besagter Kollege, der mit Sicherheit nichts von diesem Blog und auch nichts von den daraus resultierenden Parallelen weiß, könnte der Urheber dieser Windschutzscheibenbereicherung gewesen sein…

Danke für diesen schönen Artikel (da hat sich die Lauffaulheit doch wirklich mal als etwas positives entpuppt…), der wie folgt endet: ‚Warum in alten Mustern verharren? (…) (es) geht (…) nicht darum, seinen Charakter abzustreifen, nur darum, Augen, Herz, Seele und Verstand offen zu halten und neugierig auf das Leben zu bleiben!

2011 wirkt weiter…

Die sechste Antikrise, oder: 2011 wirkt…

Der Paranoiker ist entspannt…

Nebel umhüllt Stadt und Land; schmutzig-graue Schneemassen türmen sich rechts und links der schmalen Fahrrinnen; Dachlawinen verhindern laut zu ‚Tale‘ rauschend nächtlichen Schlaf und lockern die Dachrinnen, um dann tonnenschwer mühsam freigeschaufelte Wege zu blockieren…

…der Paranoiker ist entspannt…

Handwerker kapitulieren vor Blitzeis (komisch, der Paranoiker war in der Lage, zur Arbeit zu fahren…), und wenn sie dann doch mal vorbeikommen, bohren sie neue Löcher in die Decke und spachteln die alten notdürftig zu, um doch wieder keine Auskunft über eventuelle Feuchtigkeit in der Decke geben zu können und frühestens in einer Woche mehr zu wissen …

…der Paranoiker ist entspannt…

Kastenwägen werden schwungvoll ausgeparkt, um des Paranoikers Fahruntersatz, mit dem zusammen er wartend an der Ampel stand, zu boxen und mit einer fetten Delle zu schmücken (besagter Kastenwagen (der Plural war der schriftstellerischen Freiheit gezollt) spuckte dann ein dünnes, sichtlich erschrockenes Männchen aus, das mit Kettenraucherstimme erst Daten austauschen wollte, um dann den Vorschlag zu machen, daß der Schaden doch bestimmt nicht mehr als 50 Euro betrage und man das doch auch anders lösen könnte… da der Paranoiker, ist das schon irgendwo hier erwähnt?, derzeit so wahnsinnig entspannt ist und nicht noch einen Schriftverkehr mit noch einer Versicherung haben wollte, ging er auf den Vorschlag ein – und sein Wagen hat jetzt mehr Charakter, denn: wer keine Falten und Dellen hat, hat nichts erlebt! Das gilt für Fahrzeug und Fahrer gleichermaßen…)…

…der Paranoiker ist entspannt…

…fast wird ihm der Zustand, der in früheren Jahren selbst durch den Genuß holländischer Tabakergänzungsstoffe kaum in dem Maße und über einen solch langen Zeitraum erreichbar war, schon etwas unheimlich, aber:

2011 wirkt! Es lebe die Antikrise!

Die siebzehnte Krise, oder: Beinah-Krisen-Nachtrag zu 2010

Es begab sich am Silvestermorgen, daß der Paranoiker sich mit einer Beifahrerin, die von sich selbst behauptet hatte, eine äußerst schlechte Selbige zu sein, auf dem Weg ins Fitnessstudio befand – mal ehrlich, nie hätte er geglaubt, je einen  Satz über sich selbst schreiben zu müssen, in dem das Wort ‚Fitnessstudio‘ vorkommt – aber es wird wohl auch nicht mehr vorkommen, denn das anvisierte Yoga-Schnupper-Training war nicht nur furchtbar anstrengend (die Knie zittern noch immer), sondern auch nicht ganz nach des Paranoikers Geschmack (wie sollen bitte Geist und Körper zusammenfinden (und darum geht es doch eigentlich beim Yogieren, oder?), wenn im Hintergrund Michael Jackson dröhnt (ausgerechnet!) und man sich hektisch durch unmögliche Verrenkungen hecheln soll…? Mal abgesehen von den Unmengen an Testosteron, die das Atmen in der Umkleidekabine fast unmöglich machten – nee danke, dann doch lieber wieder Turnschuhe an und ab in die Natur, sobald der Schnee weg ist!).

Aber die eigentliche Beinahe-Krise war ja auch eine ganz andere… Paranoiker und besagte angeblich schlechte Beifahrerin wollten also, wie gesagt, zu jenem Etablissemang und näherten sich einer Kreuzung, an deren roter Ampel schon ein Wagen stand. Der Paranoiker bremste und lernte die Wirkung von ABS kennen, während er mit rüttelndem Fuß auf dem Bremspedal auf der Eisplatte immer weiter nach vorne rutschte und besagten Wagen boxte, der darauf hin noch etwa zwei Meter nach vorne rollte (an dieser Stelle ein Lob an die Sitznachbarin, die ganz gelassen blieb – von wegen ’schlechte Beifahrerin‘!).  Der Paranoiker flugs raus aus dem Wagen – und große Erleichterung, da an beiden Fahrzeugen kein Kratzerchen zu entdecken war… Der Fahrer des anderen Wagen kämpfte sichtlich gestresst mit seinem Sicherheitsgurt, um dann halb aus der Tür herauszufallen und hektisch zu seiner Stoßstange zu laufen. Des Paranoikers Worte ‚es ist nichts passiert, nichts kaputt‘ kommentierte er lapidar und leicht lallend mit ‚dann isses jah guhut‘, um dann wieder nach vorne zu torkeln und sich in sein Auto zu setzten.

…Beinahe-Krise!!!

Merke: Wenn schon Auffahrunfall, dann am besten bei einem sichtlich Angetrunkenen, denn der droht ganz bestimmt nicht mit der Polizei…

So, und dies war definitiv die letzte Krise für 2010, denn: 2010 ist endlich rum! Es lebe die Antikrise!

Die sechszehnte Krise, oder: die hoffentlich Letzte für 2010

Der Paranoiker freut sich: Noch zwei Tage gilt es durchzustehen, dann ist dieses Mistjahr 2010, dieses ‚Agendajahr‘, diese Gr§%@-jahr, endlich rum! Zwei Tage noch, in denen naturgemäß noch viel passieren kann, aber wenn dem so sei, muß es ja nicht unbeding negativ sein – der Paranoiker ist tief in seinem Herzen eben doch ein unverbesserlicher Optimist (also, prinzipiell, äh, versucht er es, äh, also, na, halt wieder mal ein guter Vorsatz für 2011, also, so ein bißchen halt schon auch jetzt, äh… ist ja auch egal (sorry, Renaldo, ich weiß, das ist deine Überleitung)). Von daher ertrug er auch den heutigen Tag in ungewohnter, äh, unglaublicher Gelassenheit; sieben Löcher zieren die Decke seines Flurs und seiner Küche, staubsaugerrohrdicke Schläuche hängen unter selbiger, gehalten von windigen Eisenstreben, in einen Absauger mündend, dessen Rüssel zum Fenster der Speisekammer raushängt und laut asthmatisch vor sich hinpfeift – und das alles wegen einer übergelaufenen Badewanne und der nachfolgenden Durchfeuchtung der paranoischen Decke (also der Decke des Paranoikers – Paranoia ist ansteckend, das lehrt die Menschheitsgeschichte…). Und da er eh zu Hause war und auf den Handwerker wartete, traf es sich ganz gut, daß auch die Heizung letzte Nacht ihren Dienst aufgab, und die Wohnung bei angenehmen – 11 Grad Außentemperatur langsam, aber unaufhaltsam und deutlich spürbar auskühlte. Aber, wie gesagt: pure Gelassenheit (ein wahres Yogi-Dasein)!

Trotzdem, ein kurzer Ausbruch sei erlaubt: Kriiiiiiiseeeeee!

So, das reicht, da geht es der Paranoikerseele doch gleich besser. Zumindest die Heizung verrichtet wieder ihren Dienst, und der verrohrte Teil der Wohnung wird es zwar nie in ‚Schöner Wohnen‘ schaffen, aber dieses ‚Centre-Pompidou-Feeling‘ hat schon fast wieder was – vielleicht liegt es ja auch an den bereits oben erwähnten nur noch zwei verbleibenden Tagen, daß der Paranoiker sich beim Queren der Baustelle – entschuldigung: der Kunstinstallation – ein Grinsen kaum verkneifen kann. Und so bleibt die Hoffnung, daß das Jahr noch einigermaßen versöhnlich ausklingt. 2010 ist (fast)vorbei, es lebe 2011.

In diesem Sinne: Einen guten Rutsch allerseits – here’s looking at you, crisis! (…und die Anglisten und auch die Cineasten mögen da jetzt einfach mal ein paar Augen zudrücken…)

Die fünfte (Mini-)Antikrise, oder: Jurasteig

Ja ja, allmählich dürfte bekannt sein, daß der Paranoiker keinen Schnee mag – aber auch er kann ab und an Schönheit in ihm erkennen – so geschehen heute auf einem völlig ungeplanten und daher mit komplett unzureichender Ausrüstung angegangenen (die Ohren sind jetzt noch rot) Spaziergang auf dem Jurasteig, auf dem sich die Sonne ein Stelldichein gab und der Schnee nicht nur unter den Sohlen knirschte, sondern auch munter in die Stiefel rieselte… eine einstündige Antikrise!

Die fünfzehnte Krise, oder: des Paranoikers Gespür für Schnee…

Der Paranoiker der hat den Schneekoller – was soll das eigentlich, dieses ständige Herbeigewünsche von ‚weißer Weihnacht’? Seid ihr jetzt wenigstens zufrieden? Schnee, Winter – es reicht! Frühling, wann kommst du, wann tirillieren die Vögel wieder frühmorgens, wann streichelt die Sonne zärtlich die Haut, wann ergrünt und erblüht die Natur und ergötzt das farbhungrige Auge? Aber nein, alle schreien sie nach Schnee, Schnee und nochmals Schnee und wie toll das doch sei…

Gut, jedem das Seine, aber manchmal… Der Paranoiker hat eine Nachbarin, die bei einer Fluggesellschaft mit dem Kranich im Emblem Saftschubserin ist (und bevor sich jetzt jemand über die vermeintlich abfällige Bezeichnung einer Stewardess echauffiert: sie findet es lustig). Kürzlich traf man sich beim gemeinschaftlichen morgendlichen Autoscheibenfreikratzvergnügen (oh ja, der Winter ist ja sooo schön, vor allem dann, wenn auch die Türen zugefroren sind und man (also der Paranoiker) durch den Kofferraum ins Innere klettern darf – ab einem gewissen Alter gibt es ‚Vergnügungen’, auf die man (wieder der Paranoiker) gerne verzichten würde), während dessen besagte Nachbarin erzählte, sie fliege jetzt gleich für ein paar Tage nach L.A.. Der Paranoiker spürte einen Anflug akuten Neids, denn trotz der Tatsache, daß eine solche Reise mit einem zudem schier endlos langen Flug verbunden wäre, weckte die pure Aussicht auf etwas Sonne und Wärme und Meer in ihm die Reiselust, weshalb er nicht wenig irritiert war, als die Nachbarin mit einem unförmigen Gebilde unter dem Arm wieder zum Auto kam, um selbiges zu verstauen (also, das Gebilde, nicht das Auto…). Auf seine Nachfrage bestätigte sie ihm seinen Verdacht, daß es sich dabei um ein Snowboard handele. Sie wolle mit Freundinnen in die Berge fahren. In L.A.? In die Berge zum Snowboarden? Ja ja, am Strand sei sie schon so oft gewesen…

Krise!!

Der Paranoiker legte dann gleich Manu Chao in den CD-Player ein und träumte sich auf der Fahrt zur Arbeit in den warmen Süden und tröstete sich damit, daß er kein Flugzeug besteigen mußte… Da verliert sogar der Schnee kurzfristig seinen gemütszersetzenden Schrecken…

Eine Kurz-Zwischenkrise

Der Paranoiker kann nicht schlafen… Da läge es eigentlich auf der Hand, Selbstreflektion zu betreiben, was aber durchaus zu Albträumen führen könnte, sollte sich doch noch Schlaf einfinden. Also denkt und grübelt der Paranoiker an und über andere Sachen, und manchmal treiben die Gedanken seltsame Blüten, z.B. diese:

Gibt es eigentlich eine Krisendialektik?

Und, wenn ja, kann man sie dann an die Kant’sche ‚These – Antithese – Synthese‘ anlehnen?

Folgt daraus gar am Ende: Krise – Antikrise – Sinnkrise, äh, Synkrise, äh…

Der Paranoiker stellt diese Frage um seines Schlafes willen einfach mal zur Disposition; vielleicht hat ein geneigter Leser ja einen eigenen Gedanken diesbezüglich (ja Renaldo, du bist gemeint…).