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Weihnachtskrisenpause…

Ja, wie? Weihnachten als Pause von Krisen?

Nein, natürlich nicht – der Krisenwahnsinn geht nicht nur unverändert, sondern sogar verstärkt weiter, nimmt doch die von außen aufgezwungene Hektik immer bedrohlichere Formen an. Und alleine der am letzten Wochenende Parkplatz-technisch erzwungene kurze Abstecher über den hiesigen Weihnachtsmarkt gereichte schon einer neuen Krise…

Aber nein, der Paranoiker nimmt sich eine kurze Auszeit, zum einen, um der Hektik um ihn herum ein wenig besser entsagen zu können, zum anderen, um eine  Antikrise, der er sich gerade sehr erfreut, zu genießen.

Von daher: Krisenfeste Feiertage, und die fünfzehnte Krise lauert auch schon in den Startlöchern!

Die vierzehnte Krise, oder: warum Honig ungesund ist…

Es gab mal eine Zeit, da war der Paranoiker noch gänzlich unbedarft im Umgang mit den neuen Medien und verschickte Emails jeglichen Inhalts, verwöhnt durch den staatlich alimentierten Account an seinem Arbeitsplatz, munter durch den Äther (nee, sagt man heute wohl nicht mehr, oder? Egal…), und einer Episode, die noch aus jener Zeit stammt, seien hier ein paar Zeilen gegönnt.

Der Paranoiker mag Honig und vernichtet, insbesondere in den Wintermonaten, recht beeindruckende Mengen. Allerdings ist er, wen mag es wundern, recht wählerisch ob des Geschmacks und bevorzugt Honig von einem provenzalischen Imker, den Freunde einmal nicht nur wärmstens empfahlen, sondern von dem sie glücklicherweise auch gleich noch Geschmacksproben mitlieferten (vom Honig, nicht vom Imker!).
Besagter Imker, der noch keine Emailadresse zu besitzen scheint und sich auch nicht mit einer ‚Heimseite‘ anpreist, verschickt glücklicherweise – allerdings ist das mit horrenden Portokosten verbunden, außer…, ja, außer er verschickt innerhalb Frankreichs, dann kann man nämlich bis zu 27 Kg Porto-frei bestellen. Nun wohnen Freunde des Paranoikers justameng direkt hinter der saarländisch-französischen Grenze im Gebiet der Spicherer Höhe, wo heute noch ein Soldatenfriedhof an die schweren Kämpfe von 1870/71 gemahnt (was allerdings nichts mit dieser Geschichte zu tun hat… der Paranoiker schweift mal wieder ab…), äh, also… was lag näher, als eine kurze Anfrage per Email zu versenden, ob sie denn bereit wären, eine solche Lieferung anzunehmen und bis zum nächsten, dann bestimmt auch viel schneller erfolgenden Besuch zu verwahren.
Also setzte sich der unbedarfte Paranoiker an seinen Rechner und verfasste eine elektronische Nachricht mit der ausagekräftigen Betreffzeile ‚Attentat‘, denn als genau selbiges empfand er sein Ansinnen (27 Kg Honig bergen zwar keine Sprengkraft, aber doch ein gewaltiges Gewicht). Was er nun natürlich nicht wissen konnte, war, daß sein Freund – er hatte natürlich an dessen Arbeitsplatzadresse geschrieben – gerade einer internen Sicherheitsprüfung unterlag, weil sein Arbeitgeber auch in den Zeiten des aufgeflammten Terrorismus anscheinend delikatere Aufträge bearbeitete und Nachrichten zweifelhaften Inhalts im internen Filter hängenblieben.

Autsch… Entsprechend ’not amused‘ war denn auch die Reaktion – und der Paranoiker hatte eine neue Paranoia, denn welche Wortspiele sind dann heute überhaupt noch erlaubt, ohne daß CIA, FBI, deutsche Schlapphüte, Verfassungsschutz oder wer auch immer Ungemach wittern, wenn ein kleiner Paranoiker Porto sparen möchte… Krise!!!!

Und wieso ist Honig jetzt ungesund? Nun, weder der Freund noch seine bessere Hälfte waren am Tag der Anlieferung des recht unförmigen und schweren Pakets anwesend, weshalb es der Nachbar in Empfang nahm und sich beim Verfrachten in die Garage einen Bandscheibenvorfall zuzog – darum! Bei der letzten Bestellung plagten den Paranoiker daher Gewissensbisse, und er investierte das Porto in eine Lieferung nach Bavaria… bislang ohne gesundheitliche Nebenwirkungen…

Die zwölfundeinste Krise, oder: Aberglaube und Wissenschaft…

Der Paranoiker ist nicht abergläubisch, nein, mitnichten!! Gut, er geht nicht unter Leitern durch, aber das hat eher praktische Gründe – er meidet auch Strecken, auf denen schwarze Katzen kreuzen könnten, aber das tut er eher den Katzen zuliebe – und das mit dem Hufeisen, äh, also…

Aber Moment, dafür gibt es ja prominenten Beistand, der zitiert werden kann! Der Physiker Niels Bohr nämlich!

Zwar ist es schon einige Jahre her, daß der Paranoiker jene Geschichte wo auch immer las – von daher sei ihm eine recht freie Zitierung bitte verziehen – aber ihrer erinnert hat er sich seitdem häufig. Also, da erhielt Bohr einst Besuch von einem Bekannten, der sich über das Hufeisen, welches über der Tür angebracht war, wunderte. ‚Du als Wissenschaftler, glaubst du etwa an so etwas?‘ Worauf Bohr geantwortet haben soll: ‚Natürlich nicht, aber ich habe gehört, es soll auch dann helfen, wenn man nicht daran glaubt!‘

Vor diesem Hintergrund sei dem Paranoiker trotz des wissenschaftlich unhaltbaren Umkehrschlusses die Zwölfundeins verziehen…

Die vierte Antikrise, oder: macht Kaffee-Schnupfen süchtig…?

Der Paranoiker ist unausgeschlafen – und das immer Montagsmorgens…! Hm, das gereicht ihm zum Grübeln. Liegt es daran, das eine neue Arbeitswoche bevorsteht? Sind seine Wochenenden zu anstrengend? Führt eine Wasserader unter seinem Bett Sonntags nächtens mehr Wasser als sonst?
Natürlich alles Humbug! Aber er wähnt sich dem Rätsel auf der Spur!

Seit einigen Wochen frönt der Paranoiker dem sonntagnachmittäglichen Zeitvertreib des Baristadaseins – d.h. er gibt vor, eine Espressomaschine (eine ehrwürdige zweigruppige Faema!) fachgerecht bedienen zu können und kämpft dabei heroisch mit Mahlgrad, Anpressdruck und Dampflanze… Und da der Paranoiker Kaffee-süchtig ist, auf der anderen Seite aber weiß, daß ihn mehr als zwei Cappucchino am Tag einfach nicht schlafen lassen (also nachts, nicht während er an der Maschine steht, nur damit da keine Missverständnisse entstehen…), gönnt er sich derer nur einen – und wälzt sich dann doch im Bett hin und her und findet keine Ruh…

Jetzt keimt in ihm ein Verdacht, den es noch zu erhärten gilt: Kann es sein, daß das stundenlange Inhalieren von frisch gebrühtem Kaffee und frischgemahlenem Kaffeepulver schon ausreicht, eine Überdosis Koffein zu vermitteln? Reicht etwaig auch schon das Kaffeepulver an den Händen, welches unweigerlich beim Einspannen eines Siebträgers an diesen haften bleibt, und wir das Koffein gar über die Haut aufgenommen? Fragen über Fragen, die der Antwort harren!

Der Paranoiker als Koffein-Schnupfer…  ja ja, Kaffee kann süchtig machen…
(Sobald Erkenntnisse vorliegen, wird an dieser Stelle berichtet…!)

Und warum jetzt Antikrise?

Weil es unglaublich viel Spaß macht, gerade an einem Sonntag Mitte November, mit 16°C im Schatten und Sonne satt…!

Die zwölfte Krise, oder: ‚I’m a collector…‘

Der Paranoiker hat Fernweh – kein Wunder angesichts des grauen Himmels und der Miniwindhosen, die die mühsam angehäufelten Laubberge im Garten durch die Luft wirbeln lassen,  und glücklicherweise erstreckt sich des Paranoikers Paranoia nicht auf fremde Länder und Kulturen. Vor einem Jahr weilte er in Jordanien und erfüllte sich damit einen lang gehegten Wunsch, und auf den Tag vor einem Jahr (selbst die Uhrzeit dürfte einigermaßen passen) stand er auf dem Mount Nebo, dem Mosesberg, auf dem der alte Wanderer das gelobte Land erblickt haben und dann gestorben sein soll – leider war die Sicht etwas getrübt, so daß die goldenen Kuppeln Jerusalems (die natürlich auch Moses damals noch nicht sehen konnte) im Dunst nicht auszumachen waren, und auch das Tote Meer (links ‚im Bild‘) war nur am gelegentlichen Glitzern und Funkeln zu erahnen.Vom Hüter des Tors kam, während er den Eintrittsobulus kassierte, das übliche ‚Where do you come from?‚, und er meinte dann freudestrahlend, he, Deutschland, genau wie der Papst – dem habe er auch das Tor geöffnet, allerdings, so fuhr er dann leiser und etwas verschwörerisch fort, habe dieser keinen Eintritt gezahlt… Da sieht man sie mal wieder, die soziale Ungerechtigkeit – einer der reichsten Männer kommt in alle Sehenswürdigkeiten umsonst rein…).

Und während der Paranoiker in Erinnerungen schwelgt, erinnert er sich eines Iren, den er vor fast zwanzig Jahren bei einer Fahrad-Tour durch Irland traf (und der ihm, nach vier Wochen irischen Wetters gesundheitlich etwas angeschlagen, einen ausführlichen Überblick über alle vor Ort verfügbaren Anti-Erkältungsmittel gab – dumm nur, daß diese ganzen Mittelchen unglaublich viele ’s‘ und ‚th‘ enthielten, was ja an sich nicht schlimm gewesen wäre, jedoch angesichts der Tatsache, daß die Unterhaltung  im Waschraum einer Dubliner Jugendherberge stattfand und besagter Ire gerade den Mund voller Zahnpasta mitsamt Zahnbürste hatte,  schnell eine nervige Komponente erhielt…), welcher für sein Leben gerne reiste – und, so erzählte er, eines Tages fragte ihn ein Bekannter, warum er das denn mache mit dem vielen Unterwegssein, woraufhin er ihm geantwortet habe: ‚I’m collecting!‘ Da sei der Bekannte hellhörig geworden, und wollte natürlich gleich wissen, was er denn sammle. ‚I’m collecting memories!

Wenn das nicht mal eine tolle Begründung für des Paranoikers Fernweh ist!

(Nur der Vollständigkeit halber noch mal zurück zu Irland und der Erkältung: Der Paranoiker hatte glücklicherweise schon im Vorfeld der abendlichen Zahnpastabegenung eine Dubliner Apotheke aufgesucht und die nette Dame gefragt, was sie ihm denn gegen eine Erkältung empfehlen könne  – aber bitte nichts zu starkes, schließlich wolle er sich auch noch etwas von der Stadt anschauen – worufhin sie entschlossen nach einem Mittel griff, das gaaaaanz schwach sei – dies sei die ‚Tag-Ration‘, es gebe es auch zur abendlichen Einnahme, da sei die Dosierung dann aber etwas stärker. Der Paranoiker vertraute, schluckte die Pille und erhob sich zwei volle Tage nicht mehr von seiner Lagerstatt, so sehr beamte ihn das Medikament von dannen – die Erkältung war danach aber weg. Seitdem grübelt er, welche Wirkung wohl die Nacht-Ration gehabt hätte und bedauert, sich den Namen dieses Wundermittels nicht notiert zu haben…)

Krisenfragmente, die neunte, oder: selbstbewusstes Selbstbewusstsein?…

Gestern freute sich der Paranoiker, stolperte er doch beim Durchsehen eines USB-Sticks, dessen er sich nicht mehr bewusst gewesen war, über eine alte Krise, die er längst im Netz verloren glaubte… nämlich diese:

War hier nicht kürzlich ein kurzes Krisenmanifest über den Mangel an Selbstbewusstsein eines gewissen Paranoikers? Nun, aus vielerlei Gründen, die er eventuell bei Gelegenheit auch hier einmal darlegen wird, beschäftigt sich besagter Paranoiker in den letzten Tagen und Wochen (eigentlich schon seit Jahren) durchaus ausgiebig mit dieser Problematik und kommt nur unwesentlich dabei voran, scheitert er doch schon im Vorfeld der pschikologischen (ja genau: da der Paranoiker auch noch hypochondrisch und dennoch grundoptimistisch veranlagt ist, bezieht er sich lieber auf Oma Wetterwachs als auf Freud, da letzterer einem letztere ja wirklich komplett vergällen kann (und wer nicht weiß, wer Oma Wetterwachs ist, der sei auf Terry Pratchett verwiesen (und wer nicht weiß, wer Terry Pratchett ist, der soll sich was schämen und in den nächsten Buchladen stürmen!))) Betrachtungsweise an dem, was auf Neudeutsch heute ja wohl wording heisst (Wöörding – Würging wäre angebrachter, klingt das doch schon so nach Brechreiz, aber an manchen Wörtern würgt man ja auch wirklich ganz schön rum, und ganz schön schwer im Magen können sie einem anschließend ja auch noch liegen…): Was hat eigentlich die landläufige Bedeutung des ‚Selbstbewusstseins‘ (und so selbstbewusst will ich hier einfach mal sein, dass ich einen solchen Einwurf wage!) mit der Tatsache des Sich-selbst-Bewusst-Seins zu tun? Ich meine, ich bin mir durchaus meiner selbst bewusst, aber bin ich deswegen selbstbewusst? Oder bilde ich mir eine derartige Bewusstheit trotz (oder wegen) einer Ermangelung an Selbstbewusstsein nur ein? Nur mal so gedacht (ein ‚Gedankenexperiment‘ – das wäre doch mal ein schönes Lehnwort, welches wir aus dem Englischen übernehmen könnten, zusammen mit ‚Rucksack‘ und ‚Kindergarten‘ (grins)): Haue ich mir beispielsweise mit dem Hammer auf den Finger (mal rein theoretisch natürlich), dann zeugt der Schmerz ja immerhin von Bewusstsein – also für den Schmerz – also, außer man wird bewusstlos, also sein Bewusstsein los (was natürlich die rein hypothetische Frage aufwirft, ob Bewusstlose dann auch kein Selbstbewusstsein mehr haben können – schließt sich ja eigentlich gegenseitig aus, oder? (was aber auch wieder schlecht überprüfbar sein dürfte, da ein Bewusstloser wohl kaum zu seinem Bewusstsein, ob nun Selbst- oder Nicht-, befragt werden dürfte – also dürfen dürfte man schon , aber können würde man wohl kaum – obwohl, stimmt auch nicht, fragen könnte man ja, aber eine Antwort bekäme man wohl nicht), äh, also ein Bewusstsein für den Schmerz des Selbst, also des Seienden im Sein, also mir, äh, ich, also – anders ausgedrückt, noch mal von vorne: Wenn ich mir (also der Paranoiker sich) selbst auf den Finger haue, dann zeugt das doch von einem starken Selbstbewusstsein, wenn mir hinterher der Finger wehtut, mir also bewusst ist, daß er weh tut, und mir zudem bewusst ist, daß das ein riesen Schmarrn war, mir bewusst weh zu tun, um selbstbewusster zu werden. Nee, anders, äh… Also, man sieht schon, erst muss die Verbalakrobatik mit dem Bewusstsein (nein, nicht schon wieder…) synchronisiert werden, bevor mögliche Selbstbewusstseinsdefizite, derer man sich ja dennoch durchaus bewusst sein kann, äh, bewusst angegangen werden können. Oder??

KRISE!!!!!

Die elfte Krise, oder: Lachen erlaubt?…

Bomben in Druckerpatronen, in Flugzeugen über unseren Köpfen, addressiert an Synagogen – Briefbomben, gefüllt mit Schwarzpulver, aus Griechenland ans Bundeskanzleramt… der Terror ist wieder da – und mit ihm die Bedrohung, dieses unterschwellige Unwohlsein, das, man hat es an den USA gesehen, ganz schnell umschlagen kann in ungute, nun ja, Paranoia… eine Formulierung, die ein Paranoiker natürlich nur ungern benutzt.

Und das ganze Thema ist natürlich viel zu heftig, um in irgendeiner Weise etwas humoriges daran zu entdecken – aber dennoch kommt dem Paranoiker, bei allem angemessenen Ernst, eine Episode in den Sinn, die ihn kurz innehalten und schmunzeln lässt. Sie liegt schon ein paar Jahr zurück, in der Zeit, als schon einmal Briefe unterwegs waren und damals dadurch Angst und Schrecken verbreiteten, daß weißes Pulver aus ihnen rieselte – plötzlich wußte auch Otto Normalverbraucher etwas mit Begriffen wie Bacillus anthracis und Milzbrand anzufangen. Und just zu dieser Zeit lernte der Paranoiker, daß es auch eine Band mit Namen ‚Anthrax‘ gibt, da einer seiner Kollegen, der auch damals schon gerne Unmengen an CDs und Sonstigem in der elektronischen Bucht (also eBay) vercheckte, eine CD selbiger Band nach – oh, Ironie des Schicksals – USA versteigert wußte; und er und der Paranoiker hatten nichts besseres zu tun, als sich auszumalen, was wohl passierte, würden sie, in unschulder Ehrlichkeit, auf den Umschlag, der besagte CD enthalten sollte, eine Bemerkung wie ‚Cave! Anthrax inside!‘ schreiben…

Prust, der Paranoiker findet das heute noch gut… Nun mag man die Belustigung ob solcher Gedankenspiele als kindisch abtun, oft genug gezeigt ist ja allerdings, das Lachen fast immer hilft, auch wenn es einem vielleicht im Halse stecken zu bleiben droht…

Also, jetzt erst recht: Lachen wider die Krise!!

Die zehnte Krise, oder: Paranoia und Fortschritt…

Wer ist eigentlich paranoider, der Paranoiker oder eine Gesellschaft, die ständig dem technischen Fortschritt hinterher hechelt und all diejenigen belächelt, die nicht jeden Schwachsinn mitmachen wollen, egal wie penetrant er sich auch in das Mäntelchen Fortschritt und Zukunft hüllen mag?

‚Asteroid‘ (oder war es ‚Android‘? Egal…) und ‚Apps‘ sind die häufigsten Worte, die dem Paranoiker derzeit beim kantinösen Mittagsfraß (obwohl, die Suppen sind in letzter Zeit wirklich deliziös!) um die Ohren fliegen. Im All umherschwirrende Gesteinsbrocken und was auch immer? Nein, mitnichten, Unwissender! Es geht um intelligente Telephone, neudeutsch: ’smart phones‘, denen man allerhand mehr oder noch mehr unnötige ‚applications‘, also Anwendungen, besagte ominöse ‚Apps‘ aufspielen kann, beispielsweise ein Programm, das, nach Gewinnung eines Photos, den oder die Abgelichtete in einen Häßlichkeitsindex eingruppiert (hm, komisch, seine Präferenzen, insbesondere hinsichtlich des weiblichen Geschlechts, konnte der Paranoiker bislang problemlos selbst definieren). Alternativ kann man sich Sternenkarten herunterladen, Navigieren und somit leichter die nächste Kneipe finden, im Internet surfen, Zeitung lesen (bevor sie als Printmedium erscheinen – der Paranoiker freut sich kurz, das wäre doch eine Anwendung für ihn, hätte er dann doch einen Tag mehr, ‚die Zeit‘ zu lesen, sieht aber bald schon seinen Irrtum ein, schließlich fehlte der Tag ja bereits in der folgenden Woche wieder), Interviews anschauen und  vieles mehr – was, hat der Paranoiker schon wieder vergessen. Es sei zugegeben – seine schroffe Ablehnung über einer leckeren Curry-Karotten-Suppe fiel vielleicht etwas harsch aus (ja, Tom, hiermit leistet der Paranoiker Abbitte) und mag in einer generellen Fortschrittsungläubigkeit begründet liegen, aber als Paranoiker fürchtet der Paranoiker nun einmal die zunehmende Verblödung der Mitmenschen, die schon vielfältig beobachtbar ist. Abgesehen davon, daß der Paranoiker sich durchaus bessere Investitionsziele für 300 Euronen aufwärts vorstellen kann als ein ’smart phone‘ (das entspricht immerhin dem Gegenwert von mindestens 30 Taschenbüchern und somit mehr als dem Halbjahresbedarf… – darauf zu verzichten, wäre ja wohl alles andere als ’smart‘ – alternativ könnte der Paranoiker auch mindestens zehn Tango-Workshops belegen – noch mal mindestens zehn gute Gründe, auf ein solches Spielzeug zu verzichten…); wer ist denn heute noch in der Lage, eine Straßenkarte zu interpretieren, geschweige denn, das kleine Einmaleins-Orakel zu befragen – wer muß sich denn heute noch irgend etwas merken, wenn alle Informationen jederzeit und überall wikipediadisiert sind – die illustre Essensrunde spinnt den Faden bis hin zu ‚Ärzten‘, die nur noch Photos von Patienten machen müssen, um dann von einem ‚Diagnose-App‘ eine 70 % dies, 25 % das Dignose ausgespuckt zu bekommen – täuscht sich der Paranoiker, oder ist er wirklich in der Minderheit, wenn er derartigen Szenarien nichts, aber auch gar nichts abgewinnen kann?

Nein, eigentlich keine Krise wert, oder?

Belächelt ihn nur alle, schaut mitleidig drein, der Paranoiker lebt gut auch ohne androide ‚Phones‘ und hat kein Problem damit, nicht immer und überall jede Information verfügbar zu haben – seit Wochen ’schleppt‘ er schon ein dünnes Bändchen mit Reiseberichten von Truman Capote in seiner Tasche mit sich herum und hat bislang nicht mal die Hälfte davon zum außerhäusigen Zeitvertreib lesenderweise geschafft – wo nehmen Andere eigentlich die ganze Zeit für den digitalen Overkill her? Zeit, die Augen zu schließen, tief durchzuatmen und den Fortschritt an sich vorbeiziehen zu lassen…

Die neunte Krise, oder: Chip-Food…

Der Paranoiker ist noch immer schockiert und leidet unter einer leichten (für ihn absolut untypischen) Appetitverdorbenheit, wurde er doch diese Woche auf der abendlichen Heimfahrt Zeuge eines Radiobeitrages, der sich mit dem Supermarkt der Zukunft beschäftigte und dabei erschreckende Visionen offenbarte. Der Einkaufswagen der Zukunft besitzt (oder soll besitzen – oder könnte – oder was auch immer – Vision halt…) einen Bildschirm, aber nicht, um darauf mit Werbung zu unterhalten (obwohl, das dann mit Sicherheit auch…), sondern um den Einkaufszettel anzuzeigen, den der (sic!) heimische Kühlschrank bereits übermittelt hat… Hallo!!!??? Der Kühlschrank bestimmt, was in des Paranoikers Magen landen soll? Und wenn sich da jetzt ein Computergenie reinhackt in die Leitung und ihn mit wer-weiss-was füttern will, was dann? Al Quaida versorgt alle mit Mohnbrötchen, die Junge Union zwingt uns gentechnisch manipulierten Weizen enthaltendes Brot auf und die Metzgerinnung kurbelt den Umsatz von Rindersteaks an??! Oder so ähnlich…
Aber es geht ja noch weiter: Der Bildschirm weist den Weg durch den Supermarktregaldschungel und (ver)führt den willigen Käufer direkt zur angepeilten Ware, wo ihm Informationen zu den entsprechenden Objekten der Begierde (beziehungsweise den Sachen, die der Kühlschrank haben möchte) geliefert werden, so etwa Kaloriengehalt, Inhaltsstoffe, Zubereitungsvorschläge, Herkunft, Verfallsdatum, etc. pp. Da wird Einkaufen nicht nur zum Erlebnis, sondern kann auch gleich als Fortbildungsveranstaltung anerkannt werden (und mit Studiengebühren wird es wahrscheinlich auch gleich noch belegt) – anscheinend muß man dann in Zukunft viel Zeit mitbringen, andererseits spart man selbige ja wieder ein, wenn der Kühlschrank seinen Inhalt selbst diktiert. So, jetzt die Preisfrage: Woher weiß das Produkt so viel über sich?? Richtig: Es enthält einen Chip – und der sendet – alles gaaaaanz harmlos natürlich (arghhh…Paranoia…) – permanent Informationen vor sich hin. Und diese Chips kosten angeblich fast nichts mehr und werden auch immer kleiner… klein wie Sandkörner… so daß sie – und jetzt kommt’s – in Zukunft sogar im Essen sein könnten.

Würg…

…Krise!!!!

Daher auch die etwas gestörte Appetitbefindlichkeit des Paranoikers. Wahrlich uns wahrhaftig verglich der in dem Beitrag Interviewte dann einen solch kleinen Chip mit einem Sandkorn, welches man ja schließlich auch unbeschadet mit einem Salatblatt zu sich nähme (er scheint in der gleichen Kantine zu essen wie der Paranoiker…).

Schöne neue Welt… Chips essen bekommt da gleich einen neuen Beigeschmack. Als nächstes werden dann wahrscheinlich Scanner an den Fallrohren der Toiletten angebracht, um genau zu erfassen, was man denn unerlaubter Weise heimlich an des Kühlschranks Essensplan vorbei genascht hat… Der Paranoiker freut sich, derzeit noch einen Garten zu haben, in dem er im nächsten Frühjahr wieder Chip-freies Food anbauen kann – immer vorausgesetzt, die Kühlschränke der Welt machen ihm keinen Strich durch die Rechnung, indem sie sich vereinigen und auf ihr hoheitliches Recht des Einkaufszettelerstellens pochen…

Die zweite Antikrise, oder: Sprache und Herkunft…

Der Paranoiker hat einen neuen Chef, genauer gesagt einen neuen ‚big boss‘ (obgleich eine solche Begrifflichkeit schon wieder an ‚big business‘ gemahnt, und davon möchte sich der Paranoiker natürlich notorisch distanzieren) – und wie es so zu erwarten ist, bringt ein solcher Chefwechsel auch einige Neuerungen mit sich – beispielsweise gibt es (oh Wunder der Basisdemokratie – ja ja, nicht nur Stuttgart 21 beweist, daß manchmal auch von oben nach unten angehört wird…) wieder Institutsbesprechungen, deren Inhalt natürlich an dieser Stelle mitnichten verbreitet oder diskutiert werden soll, nein! Allerdings lieferte das erste Exemplar besagter Besprechung eine, in den Augen oder vielmehr Ohren des Paranoikers, putzige Anekdote, warf doch besagter neuer Chef bei der Diskussion darum, ob künftige interne Seminare nun auf deutsch oder auf englisch (oder auf denglisch… zumindestens der Paranoiker ist der anglophonen Sprachmelodik und Wortwahl bis heute in keinster Weise mächtig – das liegt vielleicht an seiner frankophilen Herkunft, viel mehr wohl aber an seiner Unbegabtheit gegenüber Fremdsprachen (obwohl der Paranoiker ja zweisprachig aufwuchs: Saarländisch und Hochdeutsch – beziehungsweise in vielen Fällen das, was der durchschnittliche Saarländer für Hochdeutsch zu halten tut)) abzuhalten seien, die Frage ein, ob es am Institut den überhaupt jemanden gäbe, der kein deutsch spräche (und damit auch verstünde – Anmerkung des Verfassers)… der Paranoiker bekam beinahe erst einen Lachanfall, daraufhin beinahe einen Schluckauf, und mußte sich daraufhin in den nächsten Sekunden wahrlich krampfhaft zurückhalten. Am liebsten hätte er laut hinausgebrüllt: ‚Was erwarten Sie, wir sind hier schließlich in Bayern!‘

Nun, es bedarf keiner Paranoia, sich die vermutliche Reaktion der Mehrzahl der anwesenden Personen auf eine derartige Bemerkung auszumalen (schließlich befindet sich der Paranoiker in seiner Funktion als Entwicklungshelfer in bayerischem Stammland), immer vorausgesetzt, sein Einwand wäre überhaupt verstanden worden – nichts desto trotz bedauert der Paranoiker, diese Pointe im Orkus der Zurückhaltung versenkt zu haben… aber eine klore (für alle nicht des Saarländisch mächtigen: ‚lustige‘) Sache wär’s schon gewesen…

Die achte Krise, oder: miesekrise.de sei dank…

Jetzt beginnt sie wieder, die Jahreszeit, in der sich der Paranoiker oft unwillkürlich fragt, ob die flache flaue Scheibe da tief am Himmel hängt wohl der Vollmond ist oder etwa doch die Sonne, die sich verzweifelt bemüht, den Dunst des allgegenwärtigen feucht-klammen Nebels zu durchdringen – am leichten immerwährenden Dämmerlichtszustand, in den die Donaumetropole in den nächsten Monaten wie in ein fahles Leichentuch eingehüllt sein wird, läßt sich jedenfalls nur schwerlich ablesen, ob es Tag, Nacht, Morgen oder Abend ist. Jetzt heißt es wieder fleißig Eis von den Autoscheiben kratzen und auf jeden Fall immer den Türschloßenteiser in der Tasche mit sich rumzuschleppen, um nicht, wie in vergangenen Jahren, peinliche Aktionen starten zu müssen, beispielsweise den Zündschlüssel mit dem Feuerzeug vorsichtig zu erwärmen, bis der Kunststoff das Kokeln anfängt und der Paranoiker sich selbst in einem ganz und gar untypischen Fall von Nicht-Hypochondertum eine fette Brandblase am Zeigefinder der linken Hand zufügte, oder auch das schnelle Verlegen des Verlängerungskabels aus den Untiefen des Kellers, das anschließende Anschließen des Föhns an selbiges, gefolgt von einem behutsamen Staub-in-ein-Schloß-reinblas-Auftauvorgang, der bei den Nachbarn durchaus zu ungläubigen Blicken, aber auch zur Belustigung beitrug. Jetzt beginnt sie wieder, die Jahreszeit, in der sämtliche Taschen des Paranoikers mit Papiertaschentücherpäckchen gefüllt sind und er sich ernsthaft überlegt, ob es nicht sinnvoll sei, eine Mülltüte in den Gürtel einzuhängen, auf daß die Unmengen alsbald benutzter Papiertaschentücher den Weg in selbige hineinfinden könnten ohne in der Hosentasche vor sich hin zu suppen – jene Jahreszeit, in der, die Hände klamm und schwielig, morgendlicher Frühsport in Form von Eiskratzer- und Schneeschaufelschwingen auf dem Programm steht und der Paranoiker die Nachbarn beneidet, die keine gefühlten 100 Meter Einfahrt zu räumen haben, und erst die Städter, die im frühen Morgengrauen (oh ja, vor den Morgen graut es einem ob der Kälte) von räumdienstlich beflissenen Hausmeistern aus dem Schlaf geholt werden und sich keinerlei Gedanken über die Schneeflocken, die weißröcklichen, die in kürzester Zeit wieder alles ohne Gnaden überpudern, machen müssen – jene Jahreszeit, in der der Paranoiker mit seinem Personenkraftwagen (es bedarf wirklich einiger Kraft einer Person, die Blechkiste aus stellplätzlichen Schneewehen heraus zu schaufeln) des öfteren am Straßenrand stehen bleibt und lieber auf den Räumdienst wartet – die Jahreszeit, in der der Paranoiker Gefahr läuft, formvollendete Pirouetten auf der Autobahn zu drehen (das zumindest hat er im vergangenen Jahr geschafft…, aber da war ja auch der Reifen geplatzt…) – die Jahreszeit, in der die Schneematsch-beschwerten Schuhe nicht mehr trocken werden und die Wohnungswände, wenn sie nicht unter permanenter Beobachtung stehen, das Schimmeln anfangen und das Zitronen- und die Olivenbäumchen trotz liebevoller Kühlstellung sämtliche Blätter verlieren und in der Wohnung einen zweiten Herbst anrichten und der Rosmarin trotz Gießens mal wieder vertrocknet und die Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern dudelt und allüberall Lebkuchen in den Supermarktregalen herumlungert und eine Weihnachtsfeier nach der anderen den übermäßigen Genuß von heißem schlechten Rotwein fordert, der die Birne glühen läßt, und Silvester droht, äh, dräut und… und…

…KRISE!!!!….

Wie gut, daß der Paranoiker seine depressiven Anwandlungen diesem Blog anvertrauen kann und weiß, daß Unzählige vor den Rechner bei der Lektüre mit ihm fühlen

– danke!

Die erste Antikrise, oder: Tango und Kompliment

Der Paranoiker begann schon, sich in einer Tangokrise zu wähnen – seit Wochen aus unterschiedlisten Gründen auf keiner Milonga (für alle Tango-Uneingeweihten: das ist nicht nur eine Spielart des Tango Argentino, sondern in erster Linie auch eine Veranstaltung, auf der Tango gespielt und dann natürlich auch getanzt wird) mehr gewesen, sondern zudem auch allen Kursen abhold, drängte sich schon die Frage auf, ob der Rückschritt (für alle Insider: ein altes ‚Tangowerkstatt-Problem’… (-; …) nicht Programm würde. Aber nein: Krisenvermeidung nahte in Form neuer Workshops, angeboten von einem holländischen Tango-Urgestein. Tango-Urgestein und Holland?? Tscha, das gibt es, und zwar eines, das es geschafft hat, im letzten Vierteljahrhundert zu einer festen Größe in ganz Europa zu werden… zu recht, wie der Paranoiker gestehen muß (oder darf)!

Des Paranoikers liebste holländische (und auch sonst) Tanguera, (ha, apropos ‚Tanguera‘, das ist fast schon wieder eine Geschichte für sich, macht doch der Paranoiker, weil er unbedingt einmal nach Buenos Aires reisen möchte und es sich dafür durchaus anböte, der Landessprache zumindestens annähernd kundig zu sein, einen Spanisch-Kurs an der hiesigen Folks-High-School (wo kommt eigentlich das ‚V‘ in der Abkürzung her??)… und exponierte sich gleich mal wieder in einer der ersten Stunden, indem er, als es um die Pluralisierung singulärer Begriffe ging (oh, immer diese geschwollenen Umschreibungen… he, alter Ego, iss gu-ud), ein Wort verwendete, das im bisherigen Kursverlauf noch nicht aufgetaucht war: la tanguera, also die Tangotänzerin – womöglich lag es ja an seiner allzu teutonischen Aussprache, daß selbst dieDozentin nichts mit dem Begriff anfangen konnte, aber die Reaktion des Sitznachbarn, der daraus den Plural bilden sollte, zeugte schon von bemerkenswerter Coolness, kam es doch wie aus der Pistole geschossen: Las tangueras – obwohl auch er gestand, nichts mit dem Wort anfangen zu können… peinlich… aber mal wieder typisch! (grinsen musste der Paranoiker dann aber doch, als ein Kursteilnehmer, gleich im Kursbuch blätternd, schelmisch ausrief: Und das steht noch nicht mal im Wörterverzeichnis! – also: liebe zahlreichen Leser dieses Blogs, ihr habt schon wieder mal einen unschätzbaren (!/?) Wissensvorsprung!), also jene Tanguera legte dem notorischen Zweifler den Unterricht bei besagtem Tanguero sehr ans Herz und schwelgte in gewesenen Kursen. In einem ungewöhnlichen Anfall von Entschlußfreudigkeit ergatterte der Paranoiker dann auch Plätze in den ansonsten notorisch ausgebuchten Kursen (ein Jahr im Voraus scheint da nix zu sein…) und tuckerte denn letztes Wochenende mit besagter Tanguera gen bayerische Metropole – und war hin und weg… bzw. erst mal dort und da. Es gibt eine Art von Unterricht, da exerziert man tausende von Schritten und kann hinterher: gar nichts – und dann gibt es einen Unterricht, aus dem man wahnsinnig viel mitnimmt; fragt einen aber jemand: ‚Was habt ihr denn da gemacht?‘, dann kann man dazu wenig Konkretes sagen… wunderbare Feinarbeit eben… In der Pause zwischen den zwei Work-shops (Arbeits-Läden, was für ein besch…eidener Ausdruck… manchmal ist Sprache wirklich oberseltsam,… äh,…) beneidete der Paranoiker, der unter fortlaufendem und permanentem Mangel an Streicheleinheiten leidet, den Tangolehrer, der sich kaum des Lobes erwehren konnte… irgendwie scheint ersterer den Job verfehlt zu haben…

Nach zwei wundervollen Kursen will sich der Paranoiker (der zwischendurch auch einmal ‚Vortanzen‘ mußte… äh durfte, äh…) noch verabschieden und auch ein wenig des Lobes auf den Lehrmeister abfärben lassen, und reiht sich von daher in die Schlange ein, um dann von selbigem geherzt und geknuddelt zu werden, sogar durchs lichter werdende Haupthaar wuschelt der Tangomeister und verleiht der Freude des gegenseitigen Kennengelernthabens Ausdruck, was die Tanguera des Vertrauens im Gehen zu der Bemerkung verleitet: ‚Ich glaub, der steht auf dich‘ (man versuche, sich diese und folgende Worte mit dem charmanten holländischen Akzent vorzustellen, dessen Wiedergabe in Schriftform hier leider scheitert), woraufhin der Paranoiker in grenzenloser Unbedarftheit antwortet: ‚Na, ist doch ok, er ist doch verheiratet – schließlich trägt er einen Ehering‘, was die Tanguera mit ‚ Tscha, aber mit eine Mann!‘ kontert… Uups… Doch nach kurzem Nachdenken war der Paranoiker in einem gänzlich untypischen Anflug von Nicht-Parnoia sogar stolz: Wenn einen jemand sympathisch findet und in irgendeiner Art ansprechend, dann ist doch eigentlich egal, ob es sich dabei nun um Männlein oder Weiblein handelt, oder? Der Paranoiker jedenfalls faßte es, trotz Heterophilie (was ist das denn schon wieder für ein Wort?? Gibt es das überhaupt??), als Kompliment auf!

Insgesamt: ein wunderbarer Antikrise-Tag!

Krisenfragmente, die achte, oder: der Text ist zwar weg, aber die Bilder gibt’s noch

Wie die Überschrift schon andeutet, ist die zugehörige Krise bei der letzten volltrotteligen Aktion des Administrators (ja, Renaldo, du bist gemeint – da nützt es auch nichts, daß du immer behauptest, der Paranoiker habe mit seinem Redakteurstatus zu viel Macht in dieem Blog, denn der Paranoiker hat Miese Krise 1.0 nicht aus dem Netz gekickt!… Iss ja gut, war nicht so gemeint, nicht gleich wieder die Krise kriegen… seufz…) verlustig (obwohl, lustig war das ja überhaupt nicht – aber der Paranoiker will nicht schon wieder anfangen…) gegangen, aber die Bilder sprechen für sich und sind ohne das blödsinnige Drumherum an Text auch viel mehr zu genießen.

Entstanden im September 2010, als der Paranoiker heroisch seine Teilzeit-Autismus-Anfälle unterdrückte und sich in das Gewühl des altstädtlichen Gewimmels anläßich eines verkaufsoffenen Sonntags und des Tags des offenen Denkmals stürzte und dann auch noch jedwegen Anflug von Höhenangst zurückdrängend den Turm der Dreieinigkeits-Kirche erklomm, um das spätsommerliche Panorama nicht nur zu genießen, sondern auch noch auf den Chip zu bannen…

Krisenfragmente, die siebte, oder: Che und Cigaretten

Vor ein paar Wochen freute sich der Paranoiker über eine anrufbeantworteraufgezeichnete Nachricht, ein Päckchen aus Frankreich sei per Eilboten im wohl besten Lokal der Stadt für ihn abgegeben worden. Es entpuppte sich als Urlaubsgruß der Lieblingsfränkin des Autors, die nun schon seit mehreren Jahren im ‚Frankenland‘ im fernen Süd-Westen exilarisch ‚Missionsarbeit‘ leistet, und bestand aus mehreren ‚Versuchungen‘, denen der Paranoiker des Öfteren zum Opfer zu fallen verdächtigt wird, nämlich Kaffee, einem kleinen Schnaps und: einem Päckchen Cigaretten. Nicht irgendwelchen Cigaretten, nein – solchen mit Kultfaktor.

Rot die Packung – Blut-rot, Revolutions-Rot, ein Rot, das wir Kinder des kalten Krieges auch noch zu gut als jenseits des Eisernen Vorhangs im real existierenden Sozialismus beheimatet kennen. Auf der Farbe prangt ein Bild, das wohl ohne Übertreibung als eines der berühmtesten des letzten Jahrhunderts gelten darf: Che Guevara mit Baskenmütze und rotem Stern an selbiger, entschlossenen Blickes das Ziel vor Augen. Darunter ein schlichter Schriftzug in weiß: Che, zusätzlich unterstrichen.

Äh, Moment mal – also, daß Che auf T-Shirts prangt und auf Postern, kein Thema – aber auf einer Cigarettenpackung – und auch auf dem dazu passenden Feuerzeug? Mal wieder eingeholt von ‚el capitalismo‘, die Ikone zum x-ten Mal dem schnöden Mammon geopfert?!

Krise!!!

Zumal auf dem Schachtelexemplar französischer Provenienz dann auch noch in groß ‚Fumer tue‚ prangt – hah, der Ratschlag an alle Revoluzzer: Raucht nicht, das könnte tödlich enden. Die Revolution frisst ihre Kinder – bzw. wird ihrer beraubt, da diese dem Tabakkonsum frönen. Dem Paranoiker bricht der Schweiß aus: Ist das ein kapitalistisch-imperialistischer Angriff auf die verbliebenen Revoluzzer und Kuba-Sympathisanten, auf all jene, die sich gerne mit dem Konterfei der Lichtgestalt auf einem T-Shirt schmückten, auf daß ein wenig Flair auf sie abfärbte? Sollen diese Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche nun brachial zum Rauchen verführt werden und damit dem möglichst baldigen Vergessen anheimfallen? Und all jene, die der Verführung des Photos widerstehen können, werden durch den Aufdruck abgehalten sich zu suizidieren? Als wäre es nicht schon schlimm genug, daß Fidel Castro Interviews in Trainingsklamotten oder, noch schlimmer, im Schlafanzug gibt.

Immerhin: dem allwissenden Internet lässt sich die Erkenntnis abgoogeln, daß diese Cigaretten ‚sans additif‚ seien, also ohne allerlei Zusätze, die sonst den Suchtfaktor noch zusätzlich verstärken helfen, quasi ‚gesunde‘ Cigaretten, eine Art ‚Revolution light’…

Es sei gestanden: Der Paranoiker wurde kurzzeitlich schwach (immerhin ist er gerade nicht rauchender Raucher! (wer angesichts einer solchen Formulierung stutzt, der sei der besseren Verständlichkeit halber an Holger Paetz verwiesen, der einst trefflich, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, anmerkte: ‚Wer einmal verheiratet war, der ist entweder geschieden oder verwitwet, aber doch nie wieder ledig!‘ – das lässt sich wunderbar auf das Rauchen übertragen…)  und machte sich natürlich gleich schlau, ob es diese Cigaretten denn auch in seinem tabaklädlichen Umfeld gäbe, wurde allerdings – zu seinem ‚Versuchungsglück‘ – nicht fündig und widerstand denn auch tapfer den beiden in der Packung befindlichen Filterexemplaren. Kurzzeitig malte er sich aus, wie denn so mancher Alt-68er darauf reagieren würde, wenn er lässig die Packung aus der Hemdtasche zöge, um anschließend nostalgisch der bewegten Zeiten zu gedenken (auch wenn der Paranoiker noch nicht mal geboren war, als Che mit CIA Unterstützung dahingemeuchelt wurde – allerdings erinnert er sich gerne an die einstige Adelung in einem Kreis an Zeitzeugen, wo er erst erstaunte Blicke und dann wohlmeinendes und anerkennendes Nicken erntete, weil er den Vornamen von Che wusste, was heute nicht mehr allzu häufig vorzukommen scheint (na, Hand auf’s Herz: gewußt??)), oder würde er nur mitleidige oder gar geringschätzige Blicke ernten ob der Kommerzialisierung (ja, ja, auch begrifflich liegen Kommerz und Kommunismus ja nicht so weit auseinander, immerhin teilen sie die ersten vier Buchstaben…)?

Aber sowohl die Krise der Versuchung ging vorüber als auch der Zweifel – wenn der Paranoiker schon nie ein Poster mit dem berühmten Photo im Zimmer hängen hatte (warum eigentlich nicht?), so hängt heute eben eine Cigarettenpackung mit selbigem am Kühlschrank und gemahnt der Vergänglichkeit – und ab und an schallt Wolfgang Biermanns ‚El commandante Che Guevara‘ durch die Wohnung, und ein Hauch verklärender Nostalgie macht sich breit in diesem CSU regierten Landstrich…

Krisenfragmente, die sechste, oder: Verbeugung vor der Sprache

Ja, auch ein Paranoiker muß manchmal Abbitte leisten… ließ er doch in der letzten Krise kaum ein gutes Haar an der deutschen Sprache… zumindestens bezüglich eines konkreten Beispiels…

Und dann gibt es diese kleinen Momemte, und manchmal treten sie gehäuft auf, an denen man am liebsten loslachen möchte, ob der skurilen Absurdidät so mancher Formulierung.

So saß der Paranoiker gestern anlässlich Krise Nr. 8 vor dem Schlepp-top (der ist wirklich alt und wiegt dementsprechend!), lauschte den hypochondrialen Anfällen nach, und plötzlich dachte er, leicht schmunzelnd und nachdenklich, die Flasche Rotwein zu seiner Linken im Blick: ‚Nüchtern betrachtet bin ich eigentlich Alkoholiker.‘

Das kann man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen…

Fast so gut war eine Aussage beim letztwöchentlichen gemeinsamen kantinösen Mittagessen: ‚ Mich würde es ja schon wurmen, Parasiten zu haben.‘

Zugegeben, weniger was die Zunge, aber trotzdem…

Aber getoppt wurde das Ganze heute nachmittag durch die Aussage: ‚Geh doch mal runter [ins untere Stockwerk; Anm. des Verf.], vielleicht kannst du noch einen Kuchen absahnen.‘

Kreisch!!!!

Da entfleucht doch jede Krise und man möchte die deutsche Sprache küssen (trotz Herpes und alledem…).

Es lebe die Antikrise!

Abschließend noch ein Scherz – er ist geklaut, man möge mir verzeih’n…

Was liegt am Strand und spricht undeutlich?

Na?

Eine Nuschel.

(Der Dank geht an Ingrid (für den Scherz) und Anna (für’s Erzählen) – Mercie!)

Krisenfragmente, die fünfte, oder: kriselnder Schutz

Sprache ist doch schon was sonderbares, oft sondersgleichen bar jeder Logik. Schon seit längerem fühlte der Paranoiker bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit kurz vor einer bestimmten Kurve ein permanentes Jucken im Auge, und da er nebenbei auch noch Hobby-Hypochonder ist, dachte er natürlich an allerhand mögliche und unmögliche Leiden, die eine solche Symptomatik hervorzurufen im Stande sind – aber nein, heute fiel es ihm wie Schuppen von den Augen (die dann durchaus eine gute Erklärung für besagten Juckenreiz hätten abgeben können), daß es – mal wieder – nur ein symbolisches, quasi psychosomatisches Jucken dafür war, daß sich in besagter Kurve ein beschriftetes Piktogramm befindet, welches innerlich eine leichten Sprachirritation auszulösen vermochte, die dann in jenem Augenreiz kulminierte. Da steht nämlich ein Schild, vielmehr stehen da deren zwei, und während das obere mit einem dicken roten Kreis um eine fettgedruckte ’60‘ darauf verweist, daß man hier, mit gut 100 Sachen den Berg hinunterbretternd, maximal mit der gedruckten Geschwindigkeit in jene Kurve einbiegen sollte, um nicht morgendlichen Blitzattacken zum Opfer zu fallen, ist auf dem unteren eher rechteck gehaltenen ein unschuldig erscheinendes Wort zu lesen, daß jene Augenreizung hervorzurufen vermochte: Lärmschutz!

Krise!! Ich mein, Tierschutz: seh ich ein; Umweltschutz: dolle Sache; Mutterschutz: kann ich nur unterstützen! Aber, warum sollte der Paranoiker, der zudem auch noch Lärm-empfindlich ist, genau diesen schützen wollen sollen? Und dann auch noch dadurch, daß er langsamer fährt? Ist der Lärm etwa bedroht, daß er der besonderen Unter-Schutz-Stellung bedarf? Die Beispiele oben schützen doch immerhin etwas, was uns wertvoll sein sollte, genauso wie, hmm,…: Arbeitsschutz – ok, vielleicht kein so gutes Beispiel, aber: Gesundheitsschutz, Lackschutz, oder: Emissionsschutz, oder, äh… Moment mal – Emissionen schützen? Das ist ja genauso blödsinnig wie Diebstahlschutz… Ohjeohje, manchmal darf man einfach nicht darüber nachdenken und sollte froh sein, Deutsch nicht als Fremdsprache lernen und verstehen wollen zu müssen – das führte sonst nämlich nur in eines: eine Krise!!

…apropos: wieso gibt es eigentlich keinen Krisenschutz…

Aus dem Krisennähkästchen, die vierte, Kreisverkehr und Politik?

‚Kommt was von rechts?‘ titelte des Paranoikers liebste deutsche Wochenzeitung letztens Zeit-nah (haha, Wortspiel…) zu den ganzen unsäglichen Diskussionen sarrazinscher Prägung und der angeblichen Heimatlosigkeit der Konservativen. Das ist doch mal eine Frage, die man immer im Blick haben sollte, im wahrsten Sinne des Wortes beispielsweise im Straßenverkehr, hat da doch in der Regel das, was von rechts kommt, Vorfahrt – es sei denn, eine der von uns Deutschen (zumindest derer, die die richtigen Gene haben und dadurch auch über genügend Intelligenz verfügen – oder hab ich da was falsch verstanden?) heißgeliebte Ampel gebietet etwas anderes, wobei schon wieder eine erstaunliche Parallele zur Politik besteht, hat doch gerade das Zusammenspiel von Rot und Grün (reicht ja immerhin zur Fußgängerampel) dazu geführt, daß das konservative Lager in Richtung Mitte rutschte bzw. von der inzwischen (noch-)Kanzlerin gerutscht wurde und damit der rechte Flügel also erst mal seiner Vorfahrt beraubt ist. Jetzt dräut das Vakuum und droht gefüllt zu werden wollen. 18 Prozent der Deutschen würden eine Sarrazin-Partei wählen, so eine jüngst erfolgte Umfrage? Geht’s euch gut? Interessanterweise ist unter diesen 18 Prozent ein Drittel der Wähler der Linken… Hallo? Was denn nun? Einer Partei rechts von den beiden christlichen fehle ein ‚rechter Lafontaine‘, auch das ist in des Paranoikers liebster Wochenzeitung zu lesen – paßt bloß auf mit solchen Formulierungen, sonst überlegt sich selbiger das noch ernsthaft, kommt auf dumme Gedanken und plant ein politisches Comeback – zuzutrauen wär’s ihm – links, rechts, schnurzegal, hauptsache Macht und den ehemaligen Genossen auf die Zehen treten können! Ansonsten werden ja viele (neben Sarrazin) für einen solchen Posten gehandelt: Koch (aber angeblich ist der doch ein Schaf im Wolfspelz – behaupten ja politische Weggefährten laut Zeit(ungs)-Kommentaren), Clement (der ist doch höchstens ein Sozi, der Geschmack am Kapitalismus gefunden hat, aber doch nicht rechts), Merz (ach herrje, gibt’s den auch noch), Erika Steinbach (da erübrigt sich ja nun wahrlich jeder Kommentar) – fast könnte man meinen, alle abgehalfterten Politiker, die irgendwann einmal angeeckt sind, werden für einen solchen möglichen Posten wieder ausgegraben – bald werden wahrscheinlich auch christdemokratische ehemalige Arbeiterführer genannt oder die gesamte Parteiführung der FDP… ‚Rechts‘ scheint also genau wie ‚links‘ inzwischen überwiegend Protest zu sein, gekränkter Stolz, enttäuschte Erwartungen, die Grenzen verschwimmen immer mehr zwischen Lagern, die es so gar nicht mehr zu geben scheint. ‚Konservativ‘ taugt da anscheinend auch nicht mehr als Begrifflichkeit – wer heute beispielsweise sein Geld ‚konservativ‘ auf ein Sparbuch einzahlt, der ist ja schon richtig links, schwört er doch dem entfesselten Marktkapitalismus ab und zwingt die Banken zur Bescheidenheit. Rutschen wir da in eine Krise der Orientierungslosigkeit? Und führt eine solche demnächst zu einer Zunahme von Verkehrsunfällen, weil ja anscheinend ein Fünftel der deutschen Bevölkerung nicht mehr zwischen rechts und links unterscheiden kann (ähäm, so etwas aus der Tatstatur (Feder kann man ja heutzutage nicht mehr sagen) des Paranoikers zu lesen, ist für selbigen natürlich schon peinlich, war er doch beispielsweise zu der Zeit, in der er Autofahren lernte, sehr dankbar, daß sich rechts und links des Lenkrades des Fahrschulwagens Aufkleber befanden, auf denen genau diese Richtungsangaben groß und fett geschrieben standen, was angeblich das Durchfallen zahlreicher Adepten durch die Fahrprüfung zu verhindern half…)? Problematische Kreuzungen lassen sich ja sehr einfach und effizient entschärfen, indem man sie in einen Kreisverkehr umwandelt (klappt zumindestens in Frankreich hervorragend, auch im Saarland – in Bayern muß noch etwas geübt werden, das sei zugegeben…) – ob das auch in der Politik funktionieren könnte?

Also: des Paranoikers Wahlprogramm für die nächste Legislatur lautet: Lasst uns, um aus der Krise herauszukommen, Kreisverkehre und Zebrastreifen in der Politik einführen?

Jetzt muß er nur noch herausfinden, wie diese Analogie in Politik zu übersetzten ist…

Aus dem Krisennähkästchen, die dritte, oder: selbstbewusste Midlife crisis?

Eine treffliche chefliche Frage war der Auslöser: ‚Wo siehst du dich in fünf Jahren?‘ Schluck – schon ist sie da: die Zielkrise. Oder nennen wir sei doch gleich beim richtigen Namen: die Sinnkrise! Setzten wir gleich noch eins drauf: die Lebenskrise… Ok, ok, vielleicht ein bisserl arg dick aufgetragen, aber mal ehrlich: frisch versingelt (heh, moment mal, das ist doch eigentlich deine Chance, oder?), beruflich auf der Stelle tretend (ey, Alter, da biste doch wohl selber dran schuld, oder?), keine Perspektive erkennend (na ja, kurzsichtig isser halt, was erwarteste da an Weitblickvermögen), nix könnend und kein Selbstvertrauen (oh, geht das Gejammer wieder los…) – he, alter ego, kannste vielleicht mal die Klappe halten und aufhören, mir dauernd zu widersprechen (is ja gut, reg dich ab, Mann…). Danke! Also, wo war ich stehen geblieben? Genau: Was ist der Sinn des Daseins – vor allem des eigenen natürlich…? Oder um mit Matthias Beltz zu fragen: ‚Woher kommen wir, wohin gehen wir, und was machen wir in der Zwischenzeit?‘ Und komm mir jetzt auf die Frage nach dem Sinn keiner mit einer Douglas Adamschen Antwort à la ’42‘!

Moment mal: 42? Das entspricht doch etwa der Hälfte der derzeitigen Lebenserwartung meines Jahrgangs, oder? Heißt das etwa… Mitte… nee, oder? … Midlife crisis????

KRISE!!!!!

Jetzt aber mal halblang hier! Mitte??? Sach ma, spinnste jetzt, oder watt? Von der Mitte bin ich ja wohl hoffentlich noch lange weg! Schließlich bin ich erst 38 – also, äh, zugegeben schon etwas länger als ein Jahr, äh, aber jedes +X, das bin schließlich nicht ich, sondern mein alter ego – heutzutage werden doch auch sogenannte ‚toxische Papiere‘ an ‚bad banks‘ ausgelagert, warum soll ich dann nicht ein paar Jahre an mein alter ego abtreten dürfen – und im Gegensatz zur Finanzbranche ist da ein riesiges Wachstumspotential, schließlich wächst die Zahl, so lange sie sich ändert, immer mehr ins Plus! Aber selbst unter Einbezug des lächerlichen ‚X‘ ist die 42 auch noch (relativ) fern, also auch die mathematische Mitte. Muss sie auch, alleine schon aus Riester-technischen Gründen, schließlich soll sich das ganze Sparen ja auch ein bisschen auszahlen – im wahrsten Sinne des Wortes. Und wenn ich schon erst mit 70 an die Rente denken dürfen soll, dann will ich auch was davon haben!

Trotzdem… Midlife crisis… Setzt sich fest der Gedanke… In Büchern sind das ja immer Kommissare, die dann das Saufen anfangen oder Manager, die die Sinnkrise kriegen und aus ihrem Leben ausbrechen und in der Südsee neu anfangen oder so. Hmm, hab ich bislang zu wenig verdient für. Und verbeamtet bin ich auch nicht, d.h. das mit dem Saufen ist auch keine abgesicherte Option. Und den Job hinschmeißen? Is ja wohl eher so, daß alle paar Monate der Job droht mich hinzuschmeißen! Oder zumindestens meinen Vertrag, der dann halt mal wieder ausläuft – sehr selbstbestimmt! Man kann natürlich seine Frau verlassen, aus Beziehungen ausbrechen! Pfff, frisch versingelt, dumm gelaufen… Heutzutage kannste dir ja nicht mal mehr ’nen alten VW-Bus kaufen und auf Selbstfindungstrip nach Indien fahren – droht ja gleich der Klimawandel und die Selbstzerfleischung beim Gedanken an das viele CO2, das man dabei emittieren könnte. Und Selbstfindung – ist doch alles Multi-Kulti-Blubber, und das im Jahre Sarrazin. Kannste vergessen! Alles toxisch, alles ein Fall für die bad bank.

Ob nun Mitte oder Nicht-Mitte:

Krise!!!!

He, alter ego, jetzt darfste auch mal wieder was sagen…