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Earth 3.0 – Teil 3

Lies zum besseren Verständnis zuerst Teil 1 und Teil 2!

JW00 war ein Energieinspektor der Ökodekade II. Die beiden Nullen hinter seinen Initialen wiesen darauf hin, dass er schon in der Vorzeit, also vor dem großen Öl-Desaster, auf dieser Welt existiert hatte. Das Leben der Vorzeit war gekennzeichnet von ungebremstem ökologischen Raubbau. Die unwissenden Vorfahren hatten angenommen, dass die Schätze der Erde ausschließlich für sie da seien.
Einige wenige ahnten zwar, dass dies ein fataler Trugschluss war, doch ihre Mahnungen blieben ohne Wirkung. Zu groß war die Macht der Konzerne, zu unbedeutend letztendlich der Widerstand. Das Ende war also vorprogrammiert, kam allerdings viel schneller als erwartet. Der Nordpol begann in viel rasanterem Tempo zu schmelzen als es die Wissenschaftler berechnet hatten. Und dann begannen die finalen Ölkriege.

Die immer noch zahlreichen Überlebenden mussten nun eine immense Anpassungsleistung erbringen. Der Umzug unter die Erde und unter die vor dem UV-Licht schützende Oberfläche der sich ausbreitenden Ozeane war körperlich und psychisch nur schwer zu verkraften. Die erste Regierung der weltweiten Ökoföderation ließ daher, in einem mit unbeschreiblichen Aufwand verbundenem Akt der Massenhypnose, alle Erinnerungen an das Leben an der Oberfläche, das nicht nur wegen der ungebremsten UV-Strahlung nicht mehr möglich war, löschen.

Alles Wissen über die Vorzeit, das JW00 also mit sich trug, hatte er in seiner Studienzeit der Katastrophenlehre erworben, das im Wesentlichen auf den Lehren des großen Thomas Berry (Thomas Berry bei Wikipedia) beruhte. JW00 hatte schließlich das Studium nicht abgeschlossen, merkte aber immer wieder, wie schon die wenigen Semester ihm dabei halfen, die vielen rigiden Gesetze zu verstehen, die zum Überleben nötig waren und die er als Energieinspektor durchzusetzen hatte. 

Also runter in die Katakomben zu den riesigen Akkus. Um die Tür zur Service-Treppe zu öffnen, musste er seinen Universaldekoder nicht benutzen; es reichte der normale Standarddekoder, denn die Katakomben waren für Energieinspektoren frei zugänglich.
Leises elektrisches Summen und ein vibrierender Boden begrüßten ihn und lösten das Glücksgefühl aus, das die Nähe großer Energiemengen den Menschen in der Ökodekade II verschaffte.

Anhand des Serviceplans, den der Wächter ihm gegeben hatte, fand er schnell die beiden Energietanks, die den Alarm ausgelöst hatten. Nach dem, was oben gestrampelt worden war, müssten sie eigentlich randvoll sein, dachte JW00, doch die blinkende Warnanzeige log ganz bestimmt nicht. Ein Drittel unter dem Soll, bei voller Ladetätigkeit!
Er loggte sich ein und startete das Testprogramm. Nach wenigen Sekunden kam die Bestätigung: Die Akkus waren völlig intakt, aber irgendetwas, oder besser: irgendwer, hatte ihnen eine Menge Energie abgezweigt.

 

RW00 lag zufrieden und erschöpft und dabei gleichzeitig irgendwie aufgedreht auf seinem Sofa. Er hatte einen langen Tag hinter sich, den er in der Tretmühle begonnen und an seiner Arbeitsstelle in den Algenplantagen fortgesetzt hatte. Das war seine immerwährende tägliche Routine, doch der Unterschied war, dass er den heutigen Tag mit einem emotionalen Höhepunkt beendet hatte, der ihm ein immer noch anhaltendes Glücksgefühl bescherte. Dieses Glücksgefühl würde er nun bis zum Einschlafen auskosten.

Er hielt die Augen geschlossen und genoß das Klingen in seinen Ohren, als wäre es eine psychodelische Droge aus der Vorzeit. RW00 wäre bestimmt glücklich und zufrieden in den Schlaf geglitten, doch das unüberhörbare Quäken der Türglocke, begleitet von lautem Hämmern, verhinderte dies, sehr zu seinem Leidwesen.

Wird aber Zeit, dass du aufmachst, ich war drauf und dran die Tür aufzubrechen“ mit diesen freundlichen Worten betrat JW00 die Wabe. „Nachdem ihr jetzt eh alle aufgeflogen seid, will ich von dir nur noch ein lückenloses Geständnis, bevor du ins Straflager an die Oberfläche wanderst“
„Jetzt mach erstmal langsam, lass dich in den Sessel fallen und ich mach dir ein Vitaminwasser warm“, antwortete RW00 völlig unbeeindruckt. „Bist du eigentlich dienstlich hier oder privat?“

Beides“ presste JW00 ärgerlich hervor, ließ sich aber dennoch wie befohlen auf dem Sessel nieder. „Wie erklärst du mir, dass du dich plötzlich zum Energie-Supererzeuger entwickelt hast, einen großen Teil deiner Freizeit in den Tretmühlen verbringst, lange nach Dienstschluss nach Hause kommst und mit dir fast die ganze Etage deiner Wohneinheit?“
„Gar nicht“ kam prompt die lakonische Antwort, „was geht dich das an, was ich in meiner spärlichen Freizeit mache?“
JW00 wurde langsam wütend: „Vielleicht geht es mich aber etwas an, dass die Energietanks eurer Tretmühle halb leer sind, obwohl die saubere Belegschaft dieses Stockwerks und noch ein paar Vögel aus anderen seit Wochen in der Tretmühlen strampeln wie die Verrückten?“
RW00 wurde blass um die Lippen und drehte sich schnell rüber zur Küchenzeile, auf der das Vitaminwasser bereits dampfte.
Der Energieinspektor JW00 kannte seinen Bruder allerdings gut genug um zu wissen, dass er soeben einen Treffer gelandet hatte. RW00 wusste etwas, war vielleicht, ach, was heißt vielleicht, war ganz bestimmt in diese Sache verwickelt.

JW00 sah das glasklar vor seinem geistigen Auge. Allerdings wusste er auch, dass RW00 jetzt freiwillig keine weiteren Informationen mehr herausgeben würde.

To be continued…

 

 

Earth 3.0 – Teil 2

Lies zum besseren Verständnis zuerst Teil 1

 

Der Energieinspektor JW00 war in seinen letzten beiden Dienstjahren mehrfach mit seinen Vorgesetzten aneinander geraten. Seine eigene Interpretation dazu war recht einfach: Machst du Dienst nach Vorschrift, verlangen sie Kreativität und zusätzliche Einsatzbereitschaft, am Besten 24 Stunden am Tag, bist du aber kreativ und hältst dich dabei nicht immer strikt an die Regeln, dann nennen sie das ein Dienstvergehen.
Also hatte sich JW00 angepasst: Diskretes Überschreiten der Regeln und kurze Berichte ohne allzuviele Details über sein Vorgehen, hatten ihm seltsamerweise lobende Worte von Oben eingebracht und es ihm ermöglicht, dass er seit einiger Zeit seine Fälle ungestört von Partnern und neugierigen Fragen der Vorgesetzten auf seine Art und Weise erledigen konnte. Auch in der Ökodekade 2 zählten hauptsächlich die Erfolge, wie sie zu Stande kamen, war zweitrangig!

Der Einsatz seines privaten Universaldekoders war so eine kleine praktische Überschreitung der Regeln, die in keinem seiner Berichte stand. Mit diesem Gerät ließen sich fast alle Türen ohne Eintrag in irgendeine der zahlreichen Datenbanken öffnen. Natürlich war das illegal und der Besitz allein schon strafbar aber eben höchst effektiv.
Es war auch nicht ganz einfach gewesen an diesen unregistrierten Prototypen zu gelangen und es hatte JW00 ganz schön was gekostet. Schlimmer war jedoch die Abhängigkeit, die entsteht, wenn jemandem einem Energieinspektor einen Gefallen tut. Doch das ist eine andere Geschichte, an die JW00 jetzt überhaupt nicht denken wollte. Denn er hasste nichts mehr als diese Abhängigkeit.

 

Bevor er nun daran ging, die Tretmühlen am Ende des Ganges zu inspizieren, erlaubte er sich einen kleinen Abstecher in die automatische Schaltzentrale der Wohnanlage. Außer dem Wartungspersonal hatten Menschen hier normalerweise nichts zu suchen, es sei denn sie besaßen einen passenden Dekoder und suchten nach etwas.

JW00 steuerte zielstrebig auf das Bedienfeld zu. Mit wenigen geübten Eingaben hatte er, was er brauchte. Vor ihm erschien die Übersicht, die anzeigte welche der Bewohner sich gerade in ihrer Wohnwabe aufhielten und welche nicht. Sein geschätzter Herr Bruder war natürlich nicht in seiner versifften Höhle, obwohl er seinen Dienst auf der Algenplantage sicher schon längst beendet hatte. Der pünktliche Feierabend war das einzige Zuverlässige und sicher Vorhersehbare an RW00 – zumindest aus der Sicht von JW00.

Warum allerdings in den oberen Etagen die meisten Vögel ausgeflogen waren, während weiter unten scheinbar alle brav im Nest saßen und ihre privaten Eier ausbrüteten, das kam ihm statistisch betracht schon ziemlich ungewöhnlich vor.


„Na, wir werden ja sehen was das zu bedeuten hat“, dachte JW00 und schaltete weiter zur Belegungsliste der Tretmühle.
Dort war offensichtlich keiner aus den oberen Wohnwaben anzutreffen aber andererseits, es gab auch keine gespeicherten Fehlzeiten. Alle hatten anscheinend brav ihre Pflichten erfüllt!
Das wies wiederum stark auf einen, der wirklich selten gewordenen, technischen Defekte hin und JW00 würde nun ganz tief in die Katakomben steigen müssen um dies zu überprüfen.

Gerade als er sich aus dem System ausloggen wollte, fiel ihm aber noch etwas auf. Sein Bruder hatte scheinbar eine massive Persönlichkeitsveränderung durchgemacht, oder wie sonst ließ es sich erklären, dass er laut Datenbankeintrag fast einen ganzen Monat im voraus gestrampelt hatte. Soviel Zeit in der Tretmühle grenzte ja schon fast an ein Fitnessprogramm. Das war wiederum so untypisch für seinen Bruder, dass er der Sache ein bisschen Aufmerksamkeit widmen wollte. Er würde den Anstandsbesuch ganz einfach als Dienstzeit abrechnen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Statistisch waren die Bewohner der oberen Etagen offensichtlich die besseren Einspeiser, wie die Tabelle deutlich machte – und wie JW00 vermutete hatte das nichts mit der Nähe der Waben zur Erdoberfläche zu tun – ganz gewiss nicht.
Auf der anderen Seite war dieses Verhalten keineswegs illegal. Im Gegenteil, es war sogar gesellschaftlich erwünscht, erhöhte es doch den so dringend benötigten Vorrat an Energie.

Die flächendeckende Einführung der Tretmühlen hatte einige erwähnenswerte gesellschaftliche Verbesserungen zur Folge, zum Beispiel war die allgemeine Krankheitsrate deutlich gesunken. Die Rate der Herzinfarkte war sogar um mehr als die Hälfte gesunken. Die tägliche Stunde Volkssport sorgte für größere körperliche Leistungsfähigkeit der gesamten Bevölkerung und sparte enorme Kosten im Gesundheitswesen. Das war mehr als nur ein positiver Nebeneffekt.
Nahm man noch die Verwertung des Schwitzwassers mit auf die Rechnung, dann ergab das eine wunderbare Ökobilanz für die Tretmühlen. Aber was zum Teufel hatte das mit seinem Bruder RW00 zu tun?

 Stimmen draußen auf dem Flur ließen ihn aufhorchen, offenbar waren eine ganze Menge Leute gleichzeitig mit ihrem Fitnessprogramm im Energieerzeugungsraum fertig und liefen nun im Gang zurück zum Treppenhaus um dann in ihre Waben zurückzukehren oder sonstwohin zu gehen.

 JW00 blieb unsichtbar für die Ökobürger im Schaltraum verborgen und ließ den Pulk der hörbar gut gelaunten Bewohner vorbeiziehen. Dann aktivierte er nochmal die Anzeige der oberen Etagen. Sein Verdacht, dass da etwas nicht stimmte, so unbestimmt er auch gewesen sein mochte, bestätigte sich, denn Wabe für Wabe sprang die Anzeige um und über 50 Bewohner waren nun nachweislich wieder in ihren Wohnstätten an zu treffen. Wenig verwunderlich, dass RW00 ebenfalls zu den gut gelaunten Heimkehrern gehörte, die diesmal definitiv nicht aus den Tretmühlen gekommen waren.
Jetzt war JW00 mehr als gespannt darauf, was sein älteres, besserwisserisches Brüderlein denn zur Klärung des Phänomens beitragen würde. Schließlich roch hier etwas ziemlich faul, oberfaul sogar!

To be continued…


Der dritte und vorletzte Teil wird dann veröffentlicht, wenn 5 unterschiedliche Personen es sich, in einem hier abzugebenden Kommentar, ausdrücklich wünschen!!
Renaldo, am Samstag, 15.09.2012

Earth 3.0 – Teil 1

Das Signal auf dem Display musste wohl schon eine Weile geblinkt haben, bis der Wächter es endlich entdeckte. Kein Wunder, bei der Menge an zu überwachenden Signalen und der allgegenwärtigen Müdigkeit, die ihn in dieser Schicht nun schon mehrfach übermannt hatte. Doch nun musste schnell gehandelt werden, um größeren Schaden und vor Allem größere Aufmerksamkeit der Vorgesetzten zu verhindern. Außerdem hatte es noch nie einen Fehlalarm gegeben. Der Wächter drückte ohne weitere Verzögerung den Alarmknopf.

 

Normalerweise arbeiten die Energieinspektoren grundsätzlich zu zweit, doch zu dieser Tageszeit war JW00 der einzige Inspektor weit und breit und außerdem wollte keiner der anderen 16 Inspektoren eine Schicht mit ihm teilen. Einige hatten einmal versucht gemeinsam Dienst mit ihm zu schieben, doch JW00s charakterliche Eigenarten, eine gewisse Schrulligkeit, gepaart mit einer unerträglichen Wortkargheit und gelegentlich dem extremen Gegenteil, machten alle Versuche der Aufsichtsbehörde zunichte, einen passenden Partner für ihn zu finden.

So rückte sich JW00 seine Nickelbrille zu recht und trabte in den Kontrollraum, wo er schweigend in der Tür stehen blieb.
„Energieverlust im Sektor 3212, dort verlieren gleich drei der Reserveakkus Saft und mit der Einspeisung sind sie auch hinterher, übernimmst du?“
JW00 nickte nur und schlurfte in Richtung Fahrradpark davon, wo er sich ein Einsatzfahrzeug holen würde.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt: “Einspeisungsrückstand“. Eine der häufigsten und nervigsten Problemfälle für die Energieinspektoren. Zum Glück schafften es die meisten Menschen, ihre tägliche Stunde der Stromerzeugung, in den „Tretmühlen“ genannten Aufladestationen, die in jedem Keller der Wohnanlagen zu finden waren, abzuleisten. Aber eben nicht alle. Da wurde es dann schnell persönlich und man musste sich die abenteuerlichsten Entschuldigungen und Ausflüchte anhören, mit denen die Menschen ihre Energieschuld erklärten, bevor sie meistens dann doch bestraft werden mussten.

 

Ach, wie sich doch die Welt verändert hat in den kurzen 18 Jahren nach dem Ende der „Vorzeit“, dachte JW00, der einige Semester Katastrophenlehre studiert hatte, bevor er, wohl aus mangelnder Inspiration, dann doch Energieinspektor geworden war und zwar wider Erwarten einer der besten seines Berufsstandes.

 

Allerdings konnten sich nur noch wenige Überlebende wirklich daran erinnern, wie das Leben vor dem völligen Abschmelzen der Gletscher und der Pole und vor allem vor den überraschend plötzlich ausgebrochenen aber sehr kurzen und effizienten Ölkriegen gewesen war. Das Problem der Überbevölkerung hatte sich dadurch für eine gewisse Zeit erledigt, genauso, wie die Ölvorräte der Erde. Verbrannt, gesprengt sogar mit furchtbarerem Schaden für die Umwelt, als während der friedlichen Zeit, die so friedlich ja auch nicht gewesen ist: Siehe 1. Semester Katastrophenlehre!

 

Was allerdings in der friedlichen Vorzeit angenommen worden ist, dass nämlich die Menschheit nach dem großen Knall wieder bei Null anfangen müsste, war längst widerlegt.
Die vorhandene Technik wurde in vielen Bereichen erfolgreich angepasst, von der intelligenten Stromerzeugung durch Sonnenenergie und Wind, der effektiven Speicherung in Brennstoffzellen der Xten Generation, bis hin zur hocheffizienten Meerwasserentsalzung und Kondenswassererzeugung. Alles Technologien, die ständig weiterentwickelt wurden und das Überleben gesichert hatten.

 

Nur leider war das alles eben doch nicht genug, um all die stromfressenden Überlebensanlagen mit Energie versorgen zu können. So kam es, dass jeder Bürger seinen Beitrag leisten musste, zusätzlich zu seinen öko-beruflichen Aufgaben.

Dieser Beitrag musste täglich in eben jenen erwähnten Tretmühlen, mit denen jede Wohnanlage ausgestattet war, geleistet werden. Dort sitzen oder liegen die Menschen an heimtrainerartigen Geräten und erzeugen Energie, durch Strampeln oder Kurbeln, und zwar ausnahmslos Jeder und Jede, ob Mitglied der Föderationsregierung oder einfache Arbeitsbiene.

Das Verfahren war technisch so ausgereift, dass sich so jede Wohneinheit, mit immerhin im Schnitt 200 Menschen, energetisch selbst versorgen konnte und darüber hinaus Energie ins Netz einspeiste.

 

Während er über den ständigen Wandel der Zeiten nachdachte, hing JW00 bereits in einem der Förderbänder, die unterirdisch den Radfahrern ein schnelleres Vorankommen ermöglichten. An der Abzweigung zum Sektor 3212 ließ er die flexible Halterung los und rollte geräuschlos in den Nebentunnel.

Da 3212 der Sektor war, in dem sein missratener Halbbruder RW00 lebte, beschloss JW00 heute früher Feierabend zu machen, wenn es der aktuelle Fall denn zuließe, um den längst fälligen Anstandsbesuch zu machen – und Berichte konnten auch am nächsten Tag noch verfasst werden.

 

So ein Verhalten konnte sich in der Ökodekade 2 eigentlich niemand mehr erlauben – einer der wenigen Vorzüge des Berufes der Energieinspektoren. JW00 grinste still vor sich hin, denn es gab noch einen zweiten Vorteil, den dieser Job allen anderen Voraus hatte.
Mit seinem Universaldekoder öffnete er den Eingang zum Kontrollraum der Wohnanlage, entschlossen, dem lokalen Problem, schnell und effektiv auf den Grund zu gehen.

To be continued…

Der zweite Teil folgt, wenn sich drei LeserInnen finden, die es sich in einem hier abgegeben Kommentar wünschen!

Reif für den Reisebericht?

Nun muss ich mich wohl doch einreihen? Einreihen in die endlos lange Schlange der Verfasser von Reiseberichten, die derzeit, den Ferien und den Urlauben sei es gedankt oder geschuldet, allenthalben und überall in Wort und Bild die Aussicht versperren.
Die Aussicht auf was eigentlich? Auf den Haufen unbearbeiteter Papiere auf meinem Schreibtisch, auf meinen Outlook-Terminkalender, der scheinbar endlos, unglaublich wichtige Besprechungstermine, mit meinem smarten Phone synchronisiert?
Gibt es nicht noch andere Dinge, auf die zu blicken sich lohnt? Na, ist sowieso und eh egal, denn Urlaub und Verreisen sind doch wohl eher Dinge, die Paranoiker tun, weil sie sich im Alltag nicht zu Recht finden, kaum Freunde haben und  die reale Welt der Kontakte und Beziehungen lieber hinter sich lassen um subjektive Blicke auf Dönerstände und vermooste Steine am Straßenrand zu werfen. Die Schönheit eines Kreisverkehrs in der Großstadt zu besingen und dann in eine endlosen Ode über zu gehen über eine Stadt, die von Autos zugestopft ist und stinkt und im Übrigen aus lauter Baustellen besteht – nein, das ist nicht mein Ding!

Ich bin lieber der notorische Nörgler, der urlaubsreif am Arbeitsplatz verharrt und von dort aus seine Galle verspritzt! Tief innen drin bin ich möglicherweise aber doch einfach bloß neidisch, auf all die schönen Fotos und witzigen, weil eben subjektiven, Beobachtungen, einer (eben nicht) Alltagswelt. Eben auf das, was erst den Blick und das kindliche Staunen ermöglicht, das mir schon längst abhanden gekommen ist.
Verdammt, ich will auch einen Reisebericht schreiben!!!!!

App-less

Wenn das „alte“ Handy, nach einem guten Jahr nicht mehr richtig funktioniert, die Software sich ständig aufhängt und das Gerät immer öfter einfach nur abhängt, dreimaliges Einsenden mit „erfolgreicher“ Reparatur auch  keine Verbesserung bringt, dann bleibt nur Eines: Ein Neukauf!
Na, dann mal eben schnell rüber zum Markt mit dem Planetennamen gehuscht und einfach zuschlagen, so schlecht können die Dinger ja mittlerweile nicht mehr sein.
Doch hoppla, da warten bestimmt gefühlte 560 verschiedene Modelle in allen Farben und Preislagen in zwei langen Regalreihen und alle scheinen zu schreien: „Nimm mich – ich bin genau das, was du brauchst!“
Natürlich komme ich da ins Grübeln: Vielleicht doch mal ein Smartphone, mit dem ich bequem überall meine Emails abfragen kann, jederzeit hochauflösende Fotos schießen oder Videos in HD aufnehmen und gleichzeitig Musik von meinem Webspace streamen und endlich mal Gesichtsbuch und Gezwitschere sehen und hören und fühlen können!
Kurz bevor die Vision der schönen neue Medienwelt den Kopf verdreht kommt ein pickelgesichtiger Jüngling mit einem Vereins-T-Shirt auf mich zu und glaubt schon zu wissen, was wirklich zu mir passt. Ein Apple-Typ scheine ich nicht zu sein, meint er treffend und dann empfiehlt er mir ohne Umweg das neue HTC, das übrigens klaglos stundenlang HD-Videos abspielt. Auf meine Frage welche das denn wären, weiß er irgendwie keine rechte Antwort!
Spätestens jetzt ist allerdings meine Entscheidung gefallen – er meint es ja bestimmt gut – aber ich muss jetzt erst einmal zurück nach Hause zum gründlichen Nachdenken.

Dort habe ich sehr schnell eine Erleuchtung: Ich entferne die Simmkarte aus meinem maroden Samsung und stecke sie in das fast schon in Vergessenheit geratene Altgerät von BenQ, das noch in der Schreibtischschublade liegt! Kennt einer noch die Marke?
Der Akku lässt sich problemlos aufladen und schon nach zwei Stunden kann ich wieder mobil telefonieren! Das ist es nämlich, was ich eigentlich wollte und das ist auch der Grund, warum ich immer noch frei von jeglichen Apps bin und wahrscheinlich auch bleiben werde.

Der Versuchung einen Account bei Facebook einzurichten, nur weil mein neues Handy das vielleicht anzeigen könnte, bin ich nun also doch nicht erlegen! Wie lange noch? Wer weiß?

Das tut echt weh!

Beim Blick in die Statistik dieses Blogs sieht man leider auch mit welchen Suchwörtern die Bewohner des Webs auf diese Seite hier hingegoogelt werden. Heute stachen mir folgende Suchbegriffe ins Auge um mir sofort und direkt  auf den Magen zu schlagen:
„kommt ein behinderter schwuler kneipe“
Welche Interessen dieser Jemand verfolgt ist mir ja egal und so ein IQ-Wert unter 50 soll ja öfters vorkommen – damit kann man offensichtlich leben! Was mir allerdings völlig schleierhaft ist und was mich richtig betroffen macht, ist die Tatsache, dass Meister Google mit dieser Suchanfrage ausgerechnet hierher auf die „Miese Krise“ verweist.
Bitte helft mir – woran liegt das?

 

Fremde Welten

 

Auf dem Weg an den Urlaubsort im hohen Norden der Republik beschlossen wir einen Zwischenhalt in Mecklenburg Vorpommern. Um nichts falsch zu machen wählten wir direkt die Landeshauptstadt als Anlaufpunkt: Schwerin! Für uns Bayern, die wir keine Verwandtschaft
oder Geschäfte in dieser Stadt haben, sicherlich ein ungewöhnliches Reiseziel. Aber neugierig sind wir eben schon und spontan dazu und wenn es schief geht steigen wir schnell wieder in den Caddilac und brausen davon.

 

Gegen Abend, mitten im April kamen wir an und genossen die letzten Sonnenstrahlen bei einem gemütlichen Spaziergang um den Pfaffenteich herum, entlang der geschichtsträchtigen Gebäude der heutigen Landesregierung. Zum Abendessen im Stadtkrug gab es das dort gebraute Bier und ein Schmalzbrot und danach noch einen Spaziergang durch die überschaubare Fußgängerzone. Wer den Freitagabend in der Innenstadt von München, Regensburg oder Straubing kennt, fühlt sich hier um diese Zeit bestimmt sehr einsam. Fühlt sich an wie Straßkirchen, gemessen an der Menschenmenge. Macht aber nichts – denn fast alle Gebäude sind herausgeputzt und erinnern nicht an die Zeit vor dem Mauerfall. Das Hinterhofhotel in dem wir uns zum Schlafen niederlegen ist zwar nichts besonderes aber eben auch nicht teuer.

Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück in einem fensterlosen Raum in dem es uns nicht lange hält. Als Urlauber hat man eben auch Bedürfnisse: Durch die Geschäfte stöbern und wenn es geht ein bisschen Kultur. Die Fußgängerzone rund um den Rathausplatz bis hin zum Schloss hat durchaus etwas zu bieten. Nicht die Vielfalt einer Großstadt wie München aber dafür ein paar gut sortierte Läden mit freundlichen Menschen, die  mit norddeutscher Höflichkeit und ganz besonderem Witz gerne auch mal Touristen aus Bayern bedienen. Das war übrigens in ganz Schwerin der Fall und so führten wir im Laufe des Tages einige nette Gespräche ohne Vorbehalte und Ressentiments. Kunstläden gibt es einige sehr schöne auch das Design der DDR hat sein eigenes kompetent geführtes Ladengeschäft – wo wir allerdings „nur“ den russischen Wodka der Marke „Partisan“ mitnahmen. Für Überraschung sorgte ein Lokal, das wohl einen besonderen Auftrag hat, denn es bot zur original österreichischen Speisekarte mit allen bekannten Knödeleien das hervorragende Salzburger Stiegl Bier aus dem Fass. Falls nötig, wäre dadurch das Überleben abgesichert!

Das Mittagessen in einem noch ziemlich originalen Café mit DDR-Feeling (sehr nostalgisch!) bestand aus Kartoffelsuppe und einer Torte als Nachspeise. Danach gings kreuz und quer durch die Gassen auf dem Weg zu einer Ausstellung mit Pflanzenbildern. An einer Engstelle behinderte ein parkendes Touristenauto, nein, es war kein Caddilac, einen Stadtbus, der deshalb nicht weiterfahren konnte. Die Angelegenheit wurde sehr ruhig und mit hanseatischer Gelassenheit geregelt, kein böses Wort und kein bisschen Aufregung. Nach anderthalb Stunden, wir kamen von der Ausstellung zurück, wurde dann stressfrei abgeschleppt.
Die Ausstellung in einem schönen alte Fachwerkhaus war zwar sehr übersichtlich aber durchaus sehenswert, schon wegen des schönen Gartens im Hinterhof. Das kulturelle Leben in Schwerin ist jedoch nicht nur idyllisch. Etatkürzungen und Entlassungen im Theater sorgen seit langem für Unmut. Doch es gibt eine breite Offensive, mit der die Mitarbeiter des Theaters gegen weitere Entlassungen ankämpfen. Die Unterstützung der Bevölkerung ist groß und so sieht man in vielen Fenstern das Plakat mit dem roten X, dem Symbol des Widerstandes!

 

 

Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer ausgedehnten Radltour entlang des Ufers des  Schwerinsees – mit verschiedenen Blicken auf das imposante Schweriner Märchenschloss. Tolle Gegend an einem gar nicht so kleinen See! Auf der Rückfahrt nach der obligatorischen Besichtigung des Schlosses, kamen wir dann auch ein Stück hinein in die Wohnviertel, wo man durchaus den Plattenbau der alten DDR noch sieht und wo in den Straßenzügen heruntergekommene alte Häuser und verrammelte Ruinen zu finden sind. Letzteres hat für uns Wessies aus dem Süden schon wieder etwas Charmantes. Wer weiß, wie lange man so etwas hier noch finden wird.
Das Abendessen nahmen wir später in einem kleinen Feinschmeckerlokal in der Innenstadt zu uns, dessen Speisekarte wir beim Stadtbummel am Morgen schon studiert hatten. Mit einem letzten Spaziergang durch die Innenstadt verabschiedeten wir uns von Schwerin, das mit seinen sympathischen Bewohnern für positive Erinnerungen sorgte.
Nach einem kurzen Frühstück ging die Fahrt am nächsten Morgen weiter zum eigentlichen Urlaubsziel auf der Nordsee-Hallig.

Dauerfrost

Alles was mit dem Wort „Dauer-“ beginnt ist mit Vorsicht zu genießen! Dauerstress, Dauerthema, Dauertrauer, Dauerwurst, Dauerpower,  Flowerpower, Frauenpower – halt, da hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen – aber ich denke es ist fast jedem klar, um was es mir geht.
Der Mensch braucht also Abwechslung und deshalb ist auch ein Dauerurlaub nichts rein Positives. Alles mit „Dauer“ drin hat offensichtlich das Potential, sich in ein Problem, wenn nicht in ein Dauerproblem oder sogar Schlimmeres zu verwandeln. Man nehme nur das Beispiel einer Dauerbeziehung – doch das kennen wir ja fast alle schon, wie ich bei der aktuellen Scheidungsrate vermuten darf!
Wenn also auf die Dauer nur Power hilft, dann muss es die Power zur Veränderung sein – also dem Wechsel von einem Zustand zu einem anderen – wenn möglich zu einem schöneren und besseren oder angenehmeren.
Gleichförmigkeit stumpft ab, führt zu Resignation und endet manchmal in der Depression. Dauerfrost weiterlesen

Renaldos Video-Blog Folge 19

Verbindlichkeit, Ehrgefühl, Fairness, Kompromissbereitschaft – es geht auch ohne! Wer es nicht glaubt, werfe einen Blick auf die Krisen dieser Welt! Verdammt nochmal – jeder ist sich doch selbst der Nächste und das ist auch gut so – oder bist du anderer Meinung? Renaldo jedenfalls schon und diesmal ist er sogar mit sich selbst uneins… . Doch siehe selbst: Kapitel 2 zum Thema elektronische Bucht:

Renaldos Video-Blog Folge 17

Mieser Titel für ´ne Website – Hä?

In dieser Folge macht es selbst Renaldo mal wieder allen (Selbst-)Zweiflern recht und stellt in selbstgewählten eindeutigen Worten selbst klar, was selbst andere auch selbst nicht tun könnten, selbst wenn sie es selbst nicht wollten! Großartig!!!


 


 

Norwegen – ein Reisebericht Teil 3 „die Stadt“

Was soll ich sagen – es gibt dort Städte mit echten Namen. Oslo, Bergen und eben auch Trondheim. Letztere war sogar mal Hauptstadt! Ausschließlich die letztgenannte haben wir auch besucht und eine kleine touristische Ortsbegehung unternommen.

Trondheim also: Unten ein Fluß der in das Fjord mündet, drumherum die Ansiedlung in die Hügel hinein, oben am Berg eine Festung, die nur aus Mauern, alten Kanonen und einem Museumsturm besteht. Alles recht ordentlich gelöst.
Drunten am Wasser noch Adolfs alter  U-Boot-Bunker aus dem in weiser Vorraussicht kein Museum gemacht wurde. Danke dafür! 
Es gibt auch einen Dom. Prima gebaut – allerdings protestantisch. Der ist ein Riesenkobel und innen ziemlich finster. Wenn du dich daran gewöhnt hast,  ist er wohl ein architektonisch anspruchsvolles Gemäuer. Ich als Laie würde mal sagen so circa vierschiffig mit einigen zusätzlichen Sakristeien und so weiter. Gotische Bögen und Säulen mehr als du zählen kannst und durch die Vierschiffigkeit und Bögigkeit auch eine ganz besondere Akustik. Das haben die Trondis gemerkt und verlangen deshalb auch  Eintrittsgeld – völlig zu recht.
Die Trondheimer Uni hat natürlich viele Neubauten aber das alte Hauptgebäude ist sehr schön „Wolfram Escherisch“ und wie der „Domen“ auch sehr akustisch. Die Studenten kommen sich dort allerdings ziemlich klein drin vor – allein die Eingangstür ist so hoch, dass kein Riese sich bücken muss.
Kreuz und queer weiter durch die Innenstadt, wo es den größten hölzernen Königspalast der Welt gibt, worin die Königsfamilie auch logiert, wenn sie mal in Trondheim eintrondelt! Überhaupt ist das Wetter ausgesprochen tourifreundlich, weshalb wir nach einem Cappucino und einer Portion Eis (das es nicht an jeder Ecke offen und selbstgemacht gibt), in der Fußgängerzone uns auf den Weg runter zum Yachthafen machen. In der Bäckerei holen wir uns was Brotähnliches und im Fischmarkt besorge ich mir den beliebten Fischpudding und eine Art kaltes Kartoffelpüree. Die letzten beiden Köstlichkeiten muss ich allerdings alleine essen, das Brot kann man auch teilen.

Die Pause am Hafen hat ihren eigenen Geschmack auf den frisch geteerten Brettern aber die Sonne scheint gnädig und wir haben Zeit um den Blick schweifen zu lassen über diese fremde Welt. Immer wieder gibt es überraschende Anblicke, die mir die unbekannten und fremdartigen Sitten der Norweger vor Augen führen. Man hat am Ufer wirklich wenig Platz, deshalb schwimmen die Yachten auch auf dem Wasser – manche Modelle wirken jedoch befremdlich an diesem Ort.
Der maritime Charakter wird   von den herumfliegenden ständig kreischenden Möwen deutlich demonstriert.
Nun ist es wieder Zeit dahin zu gehen wo was los ist. Der dreistöckige Trödelladen sorgt für eine Stunde „Reise in die Vergangenheit“. Wertvolles von gestern findet sich hier gesammelt – und in eine grobe Ordnung gebracht, ohne dass man wirklich etwas Bestimmtes finden kann. Aber wer will das schon beim Stöbern im Krimkrams zum Zeitvertreib!

Später gehen wir durch pittoreske Gassen zwischen alten, aber restaurierten Holzhäusern. Nicht jede Tür hat eine Treppe wie man sieht und nicht jede Treppe führt zu einer Tür – was das für eine Bewandnis hat erfährt der deutsche Tourist leider nicht.
An einer Litfaßsäule versuche ich mich über die aktuellen kulturellen Highlights für das Abendprogramm zu informieren. Nach ausführlichem Studium der Säule beschließen wir etwas ratlos einfach zum Essen zu gehen.
Viele seltsame Dinge gibt es zu bestaunen, nicht nur in den zahlreichen Museen der Stadt.  Wenn zum Beispiel die Sonne scheint, rasen alle Trondheimer mit ihren „Einmalgrills“, Fleisch und Fisch und mit reichlich Alkohol bewaffnet auf die Wiesen an der Uni oder am Fluss und geniessen die Sonne. Eine beeindruckende Menge an Müll wird dann während der hellen Nacht, von den Möwen gleichmäßig auf der Wiese verteilt.
Interessant finde ich auch, dass wohl jeder dritte Norweger ein erfolgreicher Bodybuilder ist. Liegt das an dem langen Winter und der Leere die er hervorruft?
Verstehen tu ich die Norweger nicht wirklich nach diesem zu kurzen Besuch – Trondheim ist jedenfalls eine schöne Stadt und eine Woche lang kann man es hier, ohne sich zu langweilen, locker aushalten.

Norwegen, ein Reisebericht Teil 02

Norwegen, dieses langezogene Land entlang der skandinavischen Westküste, ist recht einfach strukturiert: Es gibt ein paar Städte, ein paar mehr Dörfer, eine Reihe einsam stehender Häuser und jede Menge Pampa! Die Norweger lieben beides gleichermaßen  Zivilisation als auch die Einsamkeit in der Weite der Landschaft.  In letzterer  kann man sich nämlich ein Grundstück kaufen und darauf dann eine Hütte errichten. Diese ist dann ein typisch norwegisches Statussymbol, ähnlich Boot und Auto. Bei uns wäre das vergleichbare Pendant eine „Datsche“, allerdings nicht in der Kleingartensiedlung an der Bahnlinie.
Normalerweise besteht diese klassische Norwegerhütte aus drei bis vier kleinen Gebäuden aus Holz, der Haupthütte, zum Schlafen und Kochen, der Nebenhütte zum, äh – für das geschäftliche, einer Räucherhütte für den Fisch – denn die meisten Norweger sind Angler. Deshalb liegen viele Hütten nah am Wasser und haben deshalb zusätzlich noch ein kleines Bootshaus.
Manche dieser Hütten  kann man mieten und zu so einer „Mietdatsche“  zog es uns nach den aufregenden Tagen in Trondheim dann auch hin. Ausgewählt wurde eine Hütte am Samsjoen, was ein großer See ist. In diesen hinein fließt jede Menge Wasser.

Es kommt von allen Seiten und von oben. Es tropft aus Moos und Gras und fließt in großen und kleinen Bächen in den See hinein. Dazu kommt der täglich mehrfach auftretende Regen, der den Wasserspiegel zusätzlich steigen lässt.
Normalerweise regnet es in Norwegen übrigens ständig – wir hatten allerdings Glück und konnten von unserer Hütte aus mehrere Wanderungen teilweise auch ohne Regen unternehmen.
Leider gibt es einige landestypische Beschränkungen für das Wandern an sich, auf die ich an dieser Stelle eingehen muss.
Da die norwegische Pampa hauptsächlich aus matschigem Moos, Flechten, Sumpflöchern, Schneefeldern, Bergen, Rinnsalen, Bächen und reißenden sonstigen Gewässern besteht,  gibt es praktisch keine Wanderwege. Wer auf die naheliegende Idee kommt,  dann eben queerfeldein zu marschieren, bekommt sicher nasse Füsse und außerdem kommt er nie dort an, wo immer er auch hinmöchte!  Wandern kann man also nur auf den Wegen, die zu irgendwelchen Hütten führen oder man trickst ein bißchen!
Für uns gab es deshalb genau 4 Möglichkeiten: Links herum (daher sind wir gekommen), rechts herum (Sackgasse) und noch Südosten (über den Berg). Alle drei Wanderungen haben wir selbstverständlich durchgeführt plus die getrickste Variante über die Steine am Seeufer entlang (gefährlich).Dort, am Seeufer gibt es nicht viel zu sehen, außer vielen Steinen in allen Größen, mit Moos und Flechten bewachsen, oder eben nicht, also Stein pur. Dazu kommen ein paar Bäume und natürlich Wasser, weil es überall ist. Seltsame Adern ziehen sich durch die vom Wasser freigelegten Gesteinsschichten. Jeder Stein ist hier absolut, und auch ohne Diskussion, ein Kunstwerk der Natur.

Was bisher noch nicht beschrieben wurde ist die Tierwelt, das wird wohl erst im dritten Teil dieses Reiseberichtes Thema sein. Nur soviel, es gibt Mäuse, Elche, Rentiere, Hasen, Schafe und diverse Flugobjekte!
So, wer beide Reiseberichte aufmerksam gelesen hat, weiß schon mehr über das Land, als die meisten anderen, die weniger wissen! Doch es gibt noch mehr zu erfahren! Kultur, Geschichte, Alkohol, Drogen, wie Süßigkeiten und ihre Preise wären wohl noch wichtige Themen. Doch schaut erst noch auf die Bilder, die beweisen, wie schön es auch in Norwegen sein kann:

Das letzte Bild zeigt übrigens etwas, das es im Juni gar nicht gibt, nämlich den See bei Nacht. Das liegt daran, dass, wenn man dem Nordpol näher kommt (zum Beispiel in Norwegen) es immer weniger Osten (Sonnenaufgang) und Westen (Sonnenuntergang) gibt. Das führt im Extremfall (Pol) dazu, dass man die beiden Himmelsrichtungen nicht mehr unterscheiden kann. Die Sonne geht also da auf, wo sie auch untergeht, was wiederum so ist, als ob sie gar nicht untergeht. Zumindest im Sommer ist also immer Tag. Wenn man das nicht gewohnt ist, schläft man nicht so gut. Abhilfe: Schlafpille, Schlafbrille oder viel Alkohol.
Kurz gesagt: Norwegen ist ein schönes aber auch seltsames Land!

Norwegen, ein kleiner Reisebericht Teil 01

Wenn man nach Norwegen will, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nicht alle sind praktikabel – am schnellsten geht es mit dem Flieger. Klar, welche Reiseart man wählt, wenn die Zeit auch noch knapp ist. Den Schock der letzten Arbeitstage noch in den Gliedern, da ist das bisschen Flugangst was ich habe, wirklich zu vernachlässigen!

Was als erstes auffällt, sind die vielen Ampeln, die immer von diesen weißen Vögeln bewacht werden – fährt man bei rot drüber, fliegen die zur Polizei und verpetzen einem – was dann passiert…

Nach der Ankunft muss man die Sprache lernen, die irgendwie schweizerisch klingt. Das kommt wahrscheinlich daher, dass es hier auch sehr bergig ist. Deshalb fährt man hier auch hauptsächlich in Tunneln um sich die Steigung zu sparen!
Ach ja, wenn man bei der Sprachprüfung durchfällt bekommt man ein Touristenvisum und muss bald wieder ausreisen.

 

Das Leben findet hauptsächlich auf der Straße statt. Alle sind draußen und rennen mit irgendwelchen Getränken in der Hand zu schattigen Plätzen, die es allerdings fast gar nicht gibt, denn die Sonne brennt hier erbarmungslos runter. Meine Begleiterin hat hier einen Italiener gefunden, der mir einen tollen Cappuccino und ihr zuerst einen „Islatte“ und dann einen Eimer Erdbeereis bereitet hat

 

Trondheim liegt am Wasser, weshalb es natürlich einen „Havn“ hat. Früher wurde hier die Beute ausgeladen, die die Wikunger von ihren Raubzügen mitgebracht haben.
Beim Verteilen gab es aber immer Krach und deshalb liegen heute hier die großen und kleinen Yachten der Einheimischen herum.

Gezählt haben wir sie nicht, aber es sind sehr viele, deshalb auch das Doppelfoto.
Eine normale norwegische Familie besitzt mindestens ein Boot, ein Auto, eine Hütte in den Bergen und einen Wächtervogel, dazu noch einen Lundehund. Das ist eine besondere Rasse, die in Norwegen auf die Fische angesetzt wird. Einmal von der Leine gelassen tauchen sie ein und kommen dann mit einem Rudel Lachse im Maul wieder zurück. Extrem praktisch ist, dass die als einzige Hunderasse der Welt auch Fisch essen – dazu ist ihr Magen-Darmtrakt gepanzert, damit ihnen die Gräten nichts antun können.


Dass die Norweger in schönen Holzhäusern leben ist auch klar, denn es gibt nur drei echte Wirtschaftszweige. Zum einen Erdöl, das sie aus der Nordsee pumpen, dann noch ein bisschen Fischerei, was sich kaum mehr rentiert, weil die Lundehunde schneller fressen, als die Fische nachwachsen und zuletzt die Holzindustrie. Daher werden eben die Häuser hier prinzipiell aus Holz gebaut. Reiche Norweger haben dickere Hauswände und ärmere eben dünnere. So einfach ist das hier!
Ein wichtiges Thema ist hier auch der Alkohol. Zuerst denkt man, dass hier nicht viel gesoffen wird. Im Laden sieht man nur das wässrige einheimische Bier, das aber ganz gut schmeckt. Lieber trinkt man hier jedoch Spirituosen und Wein, die es im Monopol-Laden gibt. Hierin findet sich der Grund, warum fast alle als Zahlungsmittel eine Kreditkarte benutzen, denn die Scheinebündel, die benötigt würden um die nötige Menge einzukaufen wäre nur schwer in einem PKW zu transportieren. Da ist es einfacher das Geld mit der Credit-Card  vom Konto abzubuchen. Der Einfachheit halber machen sie es nun überall so und kaufen auch die Brötchen damit ein.
Auf dem verschwommenen Bild sieht man, wie ein Norweger sieht, nachdem er im Monopolshop einkaufen war.

Wenn man solches Insiderwissen über das Leben hier erfahren will, dann ist es erstens notwendig hierher zu reisen und zweitens den Kontakt zu den Einheimischen herzustellen. Das gelingt am Besten, wenn man den Sprachtest bestanden hat. Wenn man dann noch den Charm des Autoren dieses Artikels hat, ja dann gelingt der Kontakt ganz hervorragend, was auf dem letzten Bild dieses Artikles dokumentiert ist:

 

 

Renaldos Videoblog Folge 15

Eine weitere atemberaubende Folge von Renaldos Videoblog, kurz und perspektiv und dabei relativ aber selektiv sprich persönlich!
Wieder ein Trost für alle verlorenen Seelen, Balsam für offene Wunden und Rückenwind für alle Flauten des Lebens.
Heilung wird damit endlich für jeden erreichbar!