Eigentlich habe ich ja zur Zeit wenig Zeit – aber die nehme ich mir eben mal. Warum? Na, wenn mir etwas so gut gefällt, wie diese Wahlkampfplakate, dann muss ich eben.
Wo sonst leere Versprechungen gemacht werden, kann man hier wirklich nicht klagen. Keine Versprechungen! Wo sonst „Wort gehalten“ wird, wird hier die Jacke gehalten – sonst nichts.
Die Statements allerdings sind echt cool und haben eine Tiefe, die auf den ersten Blick sicher nicht jedem auffällt. Das ist raffiniert, denn man kann (muss aber nicht!) auch später noch mal drüber sinnieren.
Ich tue es einfach mal, weil ich eben so bin: „Frieden…beginnt zu Hause“ – das ist schon ganz schön gewagt. Ich hab mal bei mir nachgesehen und tatsächlich Frieden gefunden – war ausser mir auch wieder mal keiner da! Leider habe ich aber den Anfang, besser Beginn, nicht gefunden – ist ja auch nicht so wichtig, denn das Ende des Friedens ist ja überall zu sehen, schon direkt vor jeder Haustüre und reicht quer durch alle Straßen, Städte, Regierungsbezirke, Länder, Staaten, Kontinente und Planeten. Man kann also sagen, dass der Frieden auf jeden Fall mehrere Enden hat.
Doch halt! Wer der deutschen Sprache mächtig ist, kennt sicherlich auch die zeitliche Komponente, die dem Begriff „Beginn“ innewohnt. Zum Beispiel kann eine Veranstaltung um 19 Uhr beginnen! So – jetzt ist aber alles klar: Herr Rieger möchte mit seinem Plakat auf eine Veranstaltung hinweisen, die bei ihm zu Hause stattfindet, Thema „Frieden“ (ist ja klar und auch wichtig!). Leider hat er die Uhrzeit samt Datum nicht genannt. So was kann in der Eile durchaus mal passieren! Aber man kann ihn ja mal anrufen und fragen!
Ob es auf dem zweiten Plakat auch um eine Veranstaltung geht? Ich bin mir da nicht sicher! Hier wird zwar endlich mal die („Ernte“)Zeit genannt – jetzt fehlt aber der Ort! Vielleicht fand die Ehefrau des abgebildeten Herren die Idee nicht so gut, die Veranstaltung zum Frieden im privaten Wohnzimmer durchzuführen und hat ihn deshalb aufs Feld geschickt?
Nein, auch hier muss wieder länger und tiefer ins Plakat geschaut werden, um den verborgenen Sinn zu entschlüsseln. Auch möchte er keineswegs die Betrachter daran erinnern, endlich die reifen Tomaten im Garten vom Strauch zu nehmen – dann würde er ja die Bevölkerung für völlig blöde halten. Er möchte aber bestimmt auch nicht selbst geerntet werden, als ersichtlich weit über den Rest hinaus stehende Ähre – wir hoffen alle inbrünstig, dass er nicht mehr da sitzt, wenn der Mähdrescher kommt!
Bleibt also letztlich nur die eine Antwort: Er ist wohl selbst Landwirt und schaut gerade mal auf seinem Feld nach, ob der Weizen schon hoch genug ist. Er ist sich aber nicht sicher, weshalb er nachdenklich das kantige Kinn stützt.
Wir helfen mal eben!
Hallo Herr R.! Es ist noch nicht so weit. Bitte noch nicht ernten! Lieber warten, bis die Ähren im Stehen (nicht in der Hocke kauernd!) deutlich über die Hüfte ragen (kann aber je nach Sorte aber variieren!).
So, wen es zum Schluss noch interessiert, der kann gerne nach der Website von Herrn Dr. R. „googeln“ (Dort habe ich die Bilder geklaut!) und sich dort weitere Anregungen zum Nachdenken holen! Ich werde jetzt erst mal Frühstücken! Später fahre ich mit dem Fahrrad ein bisschen durch die Gegend – mal sehen ob es was Neues gibt!
Ohne jetzt auf dem oben Plakat-zitierten Herrn herumreiten zu wollen, wunderte sich der Paranoiker heute denn dann doch, als er ein neues Plakat jenes Herrn erblickte, auf dem er unter der Überschrift ‚Der Beste für unsere Heimat‘ vor dem Regensburger Dom zu sehen ist – zumindest der Grafiker, der dieses Plakat verbrochen hat, verdient den Titel ‚Der Beste‘ nur bedingt, fällt doch das Licht vom Betrachter aus gesehen von rechts auf den Herrn Politiker, während der Dom sein Licht wohl eher von links bezieht… Die trauen sich was, die Politiker…
Wer Frieden sät, der erntet… was? Da frage man doch einfach mal die Allmacht Google und finde Antworten wie ‚Gerechtigkeit‘ oder auch ‚Freunde‘. Eine Brücke schlägt dann allerdings ein Zitat, daß Frieden nur säen kann, wer auch weiß, wie der Samen aussieht… da kommt dann die Ernte ins Spiel! Herr R. ist nun als Mitglied des landesparlamentarischen Ausschusses für u.a. Verbraucherschutz (dies verrät Wikipedia) ja nun auch der Ernte als solcher eng verbunden – und als bayerischer Abgeordneter ja auch selbiger Heimat… da wo man sät, da erntet man, und wer zu Hause Frieden sät, wird Frieden ernten… und das vielleicht sogar im Rahmen absoluter Mehrheiten, also gaaanz friedlich, denn mit einem Koalitionspartner muß man sich dann auch nicht mehr streiten.
Tja, lieber Renaldo, du siehst, alles ist sinnvoll, in sich geschlossen und von tiefer politischer Weisheit zeugend. Du darfst einer friedlichen Zukunft entgegen blicken und dir zudem sicher sein, dein täglich Brot auf dem Teller zu haben – und wem verdankst du das alles? Naaaaaaaa? Genau, der CSU! Bei anderen Parteien bekommst du vielleicht ein rotes ‚Wort‘ in die Hand gedrückt oder vielleicht einen Mindestlohn, vielleicht auch wieder die D-Mark oder eine gentechnikfreie Kuh, aber hier, hier ist Heimat, Sicherheit, Herbst-typisch Ernte, hier fehlen Experimente und Streit.
Äh, hast du eigentlich bezüglich Datum und Uhrzeit inzwischen mal nachgefragt? Vor lauter Harmonie wäre mir nämlich doch ein wenig nach ein bischen politischer Streitkultur und der Frage nach Inhalten – oder hab ich da was falsch verstanden bezüglich dieser Wahl?