Die neunte Krise, oder: Chip-Food…

Der Paranoiker ist noch immer schockiert und leidet unter einer leichten (für ihn absolut untypischen) Appetitverdorbenheit, wurde er doch diese Woche auf der abendlichen Heimfahrt Zeuge eines Radiobeitrages, der sich mit dem Supermarkt der Zukunft beschäftigte und dabei erschreckende Visionen offenbarte. Der Einkaufswagen der Zukunft besitzt (oder soll besitzen – oder könnte – oder was auch immer – Vision halt…) einen Bildschirm, aber nicht, um darauf mit Werbung zu unterhalten (obwohl, das dann mit Sicherheit auch…), sondern um den Einkaufszettel anzuzeigen, den der (sic!) heimische Kühlschrank bereits übermittelt hat… Hallo!!!??? Der Kühlschrank bestimmt, was in des Paranoikers Magen landen soll? Und wenn sich da jetzt ein Computergenie reinhackt in die Leitung und ihn mit wer-weiss-was füttern will, was dann? Al Quaida versorgt alle mit Mohnbrötchen, die Junge Union zwingt uns gentechnisch manipulierten Weizen enthaltendes Brot auf und die Metzgerinnung kurbelt den Umsatz von Rindersteaks an??! Oder so ähnlich…
Aber es geht ja noch weiter: Der Bildschirm weist den Weg durch den Supermarktregaldschungel und (ver)führt den willigen Käufer direkt zur angepeilten Ware, wo ihm Informationen zu den entsprechenden Objekten der Begierde (beziehungsweise den Sachen, die der Kühlschrank haben möchte) geliefert werden, so etwa Kaloriengehalt, Inhaltsstoffe, Zubereitungsvorschläge, Herkunft, Verfallsdatum, etc. pp. Da wird Einkaufen nicht nur zum Erlebnis, sondern kann auch gleich als Fortbildungsveranstaltung anerkannt werden (und mit Studiengebühren wird es wahrscheinlich auch gleich noch belegt) – anscheinend muß man dann in Zukunft viel Zeit mitbringen, andererseits spart man selbige ja wieder ein, wenn der Kühlschrank seinen Inhalt selbst diktiert. So, jetzt die Preisfrage: Woher weiß das Produkt so viel über sich?? Richtig: Es enthält einen Chip – und der sendet – alles gaaaaanz harmlos natürlich (arghhh…Paranoia…) – permanent Informationen vor sich hin. Und diese Chips kosten angeblich fast nichts mehr und werden auch immer kleiner… klein wie Sandkörner… so daß sie – und jetzt kommt’s – in Zukunft sogar im Essen sein könnten.

Würg…

…Krise!!!!

Daher auch die etwas gestörte Appetitbefindlichkeit des Paranoikers. Wahrlich uns wahrhaftig verglich der in dem Beitrag Interviewte dann einen solch kleinen Chip mit einem Sandkorn, welches man ja schließlich auch unbeschadet mit einem Salatblatt zu sich nähme (er scheint in der gleichen Kantine zu essen wie der Paranoiker…).

Schöne neue Welt… Chips essen bekommt da gleich einen neuen Beigeschmack. Als nächstes werden dann wahrscheinlich Scanner an den Fallrohren der Toiletten angebracht, um genau zu erfassen, was man denn unerlaubter Weise heimlich an des Kühlschranks Essensplan vorbei genascht hat… Der Paranoiker freut sich, derzeit noch einen Garten zu haben, in dem er im nächsten Frühjahr wieder Chip-freies Food anbauen kann – immer vorausgesetzt, die Kühlschränke der Welt machen ihm keinen Strich durch die Rechnung, indem sie sich vereinigen und auf ihr hoheitliches Recht des Einkaufszettelerstellens pochen…