Der Paranoiker freut sich: Noch zwei Tage gilt es durchzustehen, dann ist dieses Mistjahr 2010, dieses ‚Agendajahr‘, diese Gr§%@-jahr, endlich rum! Zwei Tage noch, in denen naturgemäß noch viel passieren kann, aber wenn dem so sei, muß es ja nicht unbeding negativ sein – der Paranoiker ist tief in seinem Herzen eben doch ein unverbesserlicher Optimist (also, prinzipiell, äh, versucht er es, äh, also, na, halt wieder mal ein guter Vorsatz für 2011, also, so ein bißchen halt schon auch jetzt, äh… ist ja auch egal (sorry, Renaldo, ich weiß, das ist deine Überleitung)). Von daher ertrug er auch den heutigen Tag in ungewohnter, äh, unglaublicher Gelassenheit; sieben Löcher zieren die Decke seines Flurs und seiner Küche, staubsaugerrohrdicke Schläuche hängen unter selbiger, gehalten von windigen Eisenstreben, in einen Absauger mündend, dessen Rüssel zum Fenster der Speisekammer raushängt und laut asthmatisch vor sich hinpfeift – und das alles wegen einer übergelaufenen Badewanne und der nachfolgenden Durchfeuchtung der paranoischen Decke (also der Decke des Paranoikers – Paranoia ist ansteckend, das lehrt die Menschheitsgeschichte…). Und da er eh zu Hause war und auf den Handwerker wartete, traf es sich ganz gut, daß auch die Heizung letzte Nacht ihren Dienst aufgab, und die Wohnung bei angenehmen – 11 Grad Außentemperatur langsam, aber unaufhaltsam und deutlich spürbar auskühlte. Aber, wie gesagt: pure Gelassenheit (ein wahres Yogi-Dasein)!
Trotzdem, ein kurzer Ausbruch sei erlaubt: Kriiiiiiiseeeeee!
So, das reicht, da geht es der Paranoikerseele doch gleich besser. Zumindest die Heizung verrichtet wieder ihren Dienst, und der verrohrte Teil der Wohnung wird es zwar nie in ‚Schöner Wohnen‘ schaffen, aber dieses ‚Centre-Pompidou-Feeling‘ hat schon fast wieder was – vielleicht liegt es ja auch an den bereits oben erwähnten nur noch zwei verbleibenden Tagen, daß der Paranoiker sich beim Queren der Baustelle – entschuldigung: der Kunstinstallation – ein Grinsen kaum verkneifen kann. Und so bleibt die Hoffnung, daß das Jahr noch einigermaßen versöhnlich ausklingt. 2010 ist (fast)vorbei, es lebe 2011.
In diesem Sinne: Einen guten Rutsch allerseits – here’s looking at you, crisis! (…und die Anglisten und auch die Cineasten mögen da jetzt einfach mal ein paar Augen zudrücken…)
Is ja auch irgendwie gut jetzt, das mit dem Jahr und dem ganzen Unglück und den paranoiden Krisen, die so schnell kommen, dass sie sich gegenseitig überholen und einem der Krisenatem wegbleibt, beim Versuch da hinterher zu lesen und man schon die Krise kriegt vor lauter Krisenangst und man sich schon fast nicht mehr traut diese krisengebeutelte Seite aufzurufen in der Gewissheit von einer neuen Krise, nicht dahingerafft zu werden, nein, aber schwer getroffen, zurück ins eigene Leben zu taumeln, wo man dann feststellt, dass das Spritzwasser der Limousine genauso eingefroren ist, wie das Warmwasser in der Wohnung, in welcher tragischerweise der Kühlschrank auch noch leer ist und die Heizung alles mögliche tut, nur nicht das, wozu sie geschaffen wurde und wenn dann beim Schreiben dieser Zeilen, der auf dem Herd stehende Eintopf, der zumindest innere Wärme bringen sollte, so fürchterlich stinkend anbrennt, dass es zu einer Unterbrechung dieses paranoiden Schreibvorganges kommen muss, der wiederum und völlig zusammenhanglos die Angst vor der Merkelschen Neujahresrede, quasi als Flashback der letztjährigen, ins ohnehin gequälte Bewußtsein zwingt, ja dann reift der Entschluss endlich und final auch diesen krisenhaften Satz nun doch noch zu seinem wohlverdienten und lange hinaus verzögertem Ende zu bringen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn an dieser signifikanten Stelle, also dem gefühlten Plot Point einer noch zu erfindenen Handlung, sich eine rege Diskussion entwickeln würde, die kein Blatt vor den Mund nimmt, auch ohne etwas zu sagen zu haben!
Love, Renaldo