Die fünfzehnte Antikrise, oder: Tangosandalen?

Der Paranoiker ist gerade seit knapp zwei Stunden retour – retour von einem Tangofestival, das in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert war:

1., es war das erste Tangofestival überhaupt, das der Paranoiker besuchte,

2., es fand in des Paranoikers Heimat, nämlich in Saarbrücken statt und

3., es war das ‚Festivalito con amigos’, und der Paranoiker kann nur betonen: ‚Nomen est omen’!

Zwar war das Tanzniveau derartig hoch (natürlich mit einer Ausnahme, aber das bedeutet einen guten Ansporn, dem Anspruch im nächsten Jahr, so denn hoffentlich die Möglichkeit besteht, etwas gerechter zu werden), daß er, der er zudem mit Cabeceo, also dem Auffordern nur über Blickkontakt, so gar keine Erfahrungen hatte, mehr zusah als selber tanzte, was ihn aber in keinster Weise störte, denn auch dies war ein absoluter Genuß. Tangueras und Milongeros aus 22 Ländern – an diesem Wochenende war Saarbrücken wohl wirklich eine der ‚Hauptstädte’ des Tango argentino – und der Paranoiker hat es immerhin geschafft, mit Tänzerinnen aus fünf Ländern zu tanzen.

Samstags fand der Gran baile in der Johanniskirche (sic!) statt – ein tolles Ambiente, trotz der etwas miserablen Akustik und der zugig-kühlen Temperatur, die zwar während des Tanzens recht angenehm war, aber zum sitzen doch etwas frisch (trotz des nachmittäglichen Sonnetankens am Schloß, das aber leider nicht bis in die frühen Morgenstunden vorhielt). Das sprach dann auch in einer Pause zwischen zwei Liedern eine Tanguera aus Bristol, UK (O-Ton – gibt es auch noch Bristols woanders? Wenn ja, sind diese dem Paranoiker absolut unbekannt, und natürlich drehte sich das Gespräch nach der Erwähnung ihres Wohnortes dann auch des Längeren um Portishead und Co), an, woraufhin der Paranoiker meinte, da seien doch endlich mal die Männer mit ihren langen Hosen und geschlossenen Schuhen im Vorteil, wohingegen er ja die Frauen im Sommer beneide, denn dann seien offene Schuhe und kurze Hosen (denn einen Rock oder ein Kleid würde der Paranoiker nun doch nicht unbedingt tragen wollen) schon eine verlockende Vorstellung, worauf hin die Gute nur meinte, na, das sei doch mal eine Marktlücke, und der Paranoiker könne doch einmal Tangosandalen für Männer entwerfen. Wobei, schränkte sie dann gleich ein, die, schon im Interesse des Arbeitsaufwandes, dann aber vorne geschlossen sein sollten, denn sonst müsse ‚Mann’, wolle er denn auf Socken verzichten, ja, wie bei ‚Frau’ üblich, die Zehennägel farblich passend zum restlichen Gewand (ei jeh, der Paranoiker weilt schon zu lange in Bayern – immer wieder rutscht ein Ausdruck des hiesigen Idioms in seinen Sprach-äh-schatz…) lackieren! Bei der Vorstellung brach dem Paranoiker dann während des nächsten Liedes der Schweiß aus – ne, das ginge ja wohl gar nicht…

Als er das Gespräch, inzwischen wieder entspannter, einer Tanguera schilderte, meinte die nur lapidar, daß Männerzehen ja wohl ohnehin besser im Schuhwerk versteckt blieben, solange ‚Mann’ nicht mal eine professionelle Pediküre über sich ergehen lasse…

Liebe M., du kennst die Zehen des Paranoiker nicht…  Aber die Marktlücke ‚Tangosandale für den Milonguero’ wird wohl noch des Längeren eine bleiben müssen…

Ein Gedanke zu „Die fünfzehnte Antikrise, oder: Tangosandalen?“

  1. Die Welt ist voller Krisen und ich fühle mich davon echt total mies und dann sowas hier! Kann man dieses wundervolle Tangofestival, obwohl Saarbrücken, nicht einfach mal in Ruhe das sein lassen, was es war, nämlich knofte oder knufte oder schön und dann is gut. Aber nein, es muss auch noch über Sandalen und Männerzehen gesprochen werden.
    Nun bin ich wirklich sehr betroffen und brauche erstmal ein Bier!

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