Polnisches Frühstück Teil 1
Auf Tour gehen mit „d’bänd“ heißt zunächst mal ganz früh aufstehen. Geplante Abfahrt um 8 Uhr – allerdings in Wels, einer Stadt, die man finden kann, da sie von Googlemaps schon erfasst ist. Der Wecker klingelt in Regensburg kurz vor 5, weil ich um 6 Uhr ja in Straubing sein soll um bei Roman, dem niederbayerischen Akustikgitarrensängersongschreiber, ins Auto zu steigen. Wenn ich um diese Uhrzeit was essen würde – dann wäre mein armer Magen noch gar nicht darauf vorbereitet. Also wird das Frühstück erst mal auf später verschoben.
Irgendwie haben wir beide es bis Wels geschafft, mit nur ganz wenig Verspätung und irgendwie haben wir es anschließend auch noch geschafft fast Alles und Alle in den roten VW Bus zu quetschen und los zu fahren. Irgendwann spürte ich es dann deutlich: Wels war scheinbar an diesem Tag für Piefkes kaffeefreie Zone – ich nehme schwer an: Die Ösis hatten alle Zeit zum Frühstücken gehabt und waren bestimmt schon auf das Mittagessen fokusiert, oder so!
Ok, so war es dann auch! Es gab dann für mich als Frühstück ein üppiges Truckermittagessen an der Grenze, weit hinter Wien (bitte googeln!). Später noch ein Abendessen in Krakau, wo Hippi ein feudales Appartment für uns gemietet hatte – die Schlafplätze dort hätten fast gereicht, nur Shorty und Andi mussten die schlafenden Füße auf dem Couchtisch ablegen – Scheißdrauf – schöne Stadt auch bei Nacht.
Am nächsten Morgen, leicht überstürzter Aufbruch, wegen der langen Fahrt und weil man ja nicht zu spät irgendwo ankommen möchte – „He, mal halt alle, was ist mit Frühstück?“ „Machen wir unterwegs irgendwo…“
„Irgendwo“ ist dann an der nächsten Tankstelle in Krakau. Während der Kulturminister (ist auch der Fahrer!) das Betanken des Bandautos durchführt, schlendert „d’bänd“ zielstrebig in den Shopbereich der Tankstelle. Der Schriftzug „Wild Bean Coffee“ erweckt erste Assoziationen und die Theke ist gut gefüllt mit den üblichen belegten Dingen, die vom Personal nur mit Plastikhandschuhen berührt werden dürfen.
Wo ist mein Hunger in Anbetracht der Fast Food Köstlichkeiten? Nein, sagt die Stimme in mir – so tief bist du noch nicht gefallen – jetzt hast du 15 Jahre lang nichts bei MacDonalds gegessen (Ausnahme: 2 Notfälle!) und jetzt isst du hier auch nichts, basta! In dieser Zeit hat Shorty schon die erste Hälfte seines, mit „Krakauer“ und Gurkerl belegtem Etwas verspeist. Ich versuche mir den „wildbean“ Cappucino (der – alle Achtung – zwischen genießbar und gut eingestuft werden kann) so ein zu teilen, dass er reicht, bis die anderen ihre Tankstellensemmeln und megasüssen Teilchen vernichtet haben.
Gestählt für die Weiterfahrt rauchen die Raucher noch eine, auf dem idyllischen Parkplatz und ab geht’s auf die Landstraße. Ein Teil der Truppe nimmt später ein Mittagessen ein in einem Roadside Diner, wo es, wohl wegen Verständnisschwierigkeiten, nur „Polenburger“ gibt – mit viel Blaukraut auf Weißkohl mit Majo. (Kann auch was anderes gewesen sein, für mich sah es halt so aus und ich war, trotz des Mangels an jeglicher Nahrung bisher, froh drüber, dass ich mit Roman die gesunde Zigarette vor der Tür gewählt hatte (mit Blick auf ein sozialistisches Panzerartefakt). Ich musste meine ganze kulinarische Vorfreude nun auf das Abendessen ausrichten, weil mein Magen, da ist er meinem Herzen sehr ähnlich, immer ein Ziel braucht!
Das war erreicht, allerdings erst sehr spät am Abend, als wir (ich und mein Magen) schon gar nicht mehr damit gerechnet hatten, als nämlich der befrackte Kellner, das blütenweiße Serviertuch über dem Arm, mit beschwingter Drehung den Teller vor mir abstellte. Darauf befand sich, gewandet in einen Hauch von Brunnenkresse, begleitet von drei Gurkenscheibchen auf denen sich zwei Tomatenstückchen bestreut mit weiterer Kresse, den reichlich vorhandenen freien Platz auf dem Teller teilten: Die Bockwurst. So schön war sie mir noch nie zuvor kredenzt worden. Ergänzt von zwei Töpfchen gefüllt mit Senf und Ketchup und einer Art ungetoastetem Toastbrot. Die Wurst an sich, ist ein durchaus ernst zu nehmendes Frühstück, das auch spät am Abend eingenommen werden kann. Geschmacklich war sie völlig in Ordnung, nur war der, durch die Frühstückslosigkeit bedingte anvisierte Sättigungsgrad, damit nicht zu erreichen. Um doch noch ins Nirwana zu gelangen brauchte ich mehrere Halbe von dem wirklich guten polnischen Piwo.
Der Morgen danach:
Die erste Nacht in Warschau im billigsten Hotel der Stadt (belegt durch ein Schild auf Englisch an der Außenmauer!). Stellvertretend für uns andere nimmt der Kulturminister die Sache in die Hand. Keine weitere Nacht in einem 4 Bett Zimmer, wo es keine Betten gibt sondern nur aufgeklappte Schlafsofas, wo es zwar eine Toilette gibt, aber am anderen Ende eines langen Flures und wo es zwar einen Speisesaal gibt, aber nichts zu Essen, vor allem kein Frühstück!
Is wurschd – Frühstück wird eh überbewertet!
To be continued…
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