Was soll ich sagen – es gibt dort Städte mit echten Namen. Oslo, Bergen und eben auch Trondheim. Letztere war sogar mal Hauptstadt! Ausschließlich die letztgenannte haben wir auch besucht und eine kleine touristische Ortsbegehung unternommen.
Trondheim also: Unten ein Fluß der in das Fjord mündet, drumherum die Ansiedlung in die Hügel hinein, oben am Berg eine Festung, die nur aus Mauern, alten Kanonen und einem Museumsturm besteht. Alles recht ordentlich gelöst.
Drunten am Wasser noch Adolfs alter U-Boot-Bunker aus dem in weiser Vorraussicht kein Museum gemacht wurde. Danke dafür!
Es gibt auch einen Dom. Prima gebaut – allerdings protestantisch. Der ist ein Riesenkobel und innen ziemlich finster. Wenn du dich daran gewöhnt hast, ist er wohl ein architektonisch anspruchsvolles Gemäuer. Ich als Laie würde mal sagen so circa vierschiffig mit einigen zusätzlichen Sakristeien und so weiter. Gotische Bögen und Säulen mehr als du zählen kannst und durch die Vierschiffigkeit und Bögigkeit auch eine ganz besondere Akustik. Das haben die Trondis gemerkt und verlangen deshalb auch Eintrittsgeld – völlig zu recht.
Die Trondheimer Uni hat natürlich viele Neubauten aber das alte Hauptgebäude ist sehr schön „Wolfram Escherisch“ und wie der „Domen“ auch sehr akustisch. Die Studenten kommen sich dort allerdings ziemlich klein drin vor – allein die Eingangstür ist so hoch, dass kein Riese sich bücken muss.
Kreuz und queer weiter durch die Innenstadt, wo es den größten hölzernen Königspalast der Welt gibt, worin die Königsfamilie auch logiert, wenn sie mal in Trondheim eintrondelt! Überhaupt ist das Wetter ausgesprochen tourifreundlich, weshalb wir nach einem Cappucino und einer Portion Eis (das es nicht an jeder Ecke offen und selbstgemacht gibt), in der Fußgängerzone uns auf den Weg runter zum Yachthafen machen. In der Bäckerei holen wir uns was Brotähnliches und im Fischmarkt besorge ich mir den beliebten Fischpudding und eine Art kaltes Kartoffelpüree. Die letzten beiden Köstlichkeiten muss ich allerdings alleine essen, das Brot kann man auch teilen.
Die Pause am Hafen hat ihren eigenen Geschmack auf den frisch geteerten Brettern aber die Sonne scheint gnädig und wir haben Zeit um den Blick schweifen zu lassen über diese fremde Welt. Immer wieder gibt es überraschende Anblicke, die mir die unbekannten und fremdartigen Sitten der Norweger vor Augen führen. Man hat am Ufer wirklich wenig Platz, deshalb schwimmen die Yachten auch auf dem Wasser – manche Modelle wirken jedoch befremdlich an diesem Ort.
Der maritime Charakter wird von den herumfliegenden ständig kreischenden Möwen deutlich demonstriert.
Nun ist es wieder Zeit dahin zu gehen wo was los ist. Der dreistöckige Trödelladen sorgt für eine Stunde „Reise in die Vergangenheit“. Wertvolles von gestern findet sich hier gesammelt – und in eine grobe Ordnung gebracht, ohne dass man wirklich etwas Bestimmtes finden kann. Aber wer will das schon beim Stöbern im Krimkrams zum Zeitvertreib!
Später gehen wir durch pittoreske Gassen zwischen alten, aber restaurierten Holzhäusern. Nicht jede Tür hat eine Treppe wie man sieht und nicht jede Treppe führt zu einer Tür – was das für eine Bewandnis hat erfährt der deutsche Tourist leider nicht.
An einer Litfaßsäule versuche ich mich über die aktuellen kulturellen Highlights für das Abendprogramm zu informieren. Nach ausführlichem Studium der Säule beschließen wir etwas ratlos einfach zum Essen zu gehen.
Viele seltsame Dinge gibt es zu bestaunen, nicht nur in den zahlreichen Museen der Stadt. Wenn zum Beispiel die Sonne scheint, rasen alle Trondheimer mit ihren „Einmalgrills“, Fleisch und Fisch und mit reichlich Alkohol bewaffnet auf die Wiesen an der Uni oder am Fluss und geniessen die Sonne. Eine beeindruckende Menge an Müll wird dann während der hellen Nacht, von den Möwen gleichmäßig auf der Wiese verteilt.
Interessant finde ich auch, dass wohl jeder dritte Norweger ein erfolgreicher Bodybuilder ist. Liegt das an dem langen Winter und der Leere die er hervorruft?
Verstehen tu ich die Norweger nicht wirklich nach diesem zu kurzen Besuch – Trondheim ist jedenfalls eine schöne Stadt und eine Woche lang kann man es hier, ohne sich zu langweilen, locker aushalten.